Geschwindigkeit statt Geld: Verlage in der Vermarktungsfalle

Schnellere Ladezeiten, weniger Geld

Schon die ersten Einblicke machen deutlich, dass sowohl die Accelerated Mobile Pages als auch die Instant Articles mindestens so viele Lösungen wie neue Probleme mit sich bringen.
Nach rund einem halben Jahr der Testphase in Deutschland fällt es schwer, ein allgemein positives Fazit zu ziehen. Das sieht auch der Zeit-Online-Chef so: "Für ein abschliessendes Urteil zu AMP und ­Instant Articles ist es noch zu früh. Die ­Urteile der Verlage fallen sehr unterschiedlich aus. Fest steht für uns bei Zeit Online jedoch: Es gibt noch keine ­signifikante Reichweitensteigerung durch Facebook Instant Articles." Fehlende ­beziehungsweise nicht ausgewiesene Reichweiten - die Agof (Arbeitsgemeinschaft Online Forschung) weist Instant Articles erstmals in ihren Juli-Zahlen aus - und deutlich geringere Anzeigenerlöse aus den Angeboten von Facebook und Google sprechen nicht zwingend für den Einsatz.
Bei den vorhandenen Werbeformaten im Umfeld der Instant Articles entsteht aus Werber-Perspektive das Problem, dass die Anzeigen in Bereich Targeting weniger tiefgehend untersucht werden können als im eigenen System. Dementsprechend unglücklich ist man auch bei der SZ-Tochter Jetzt.de: "Wir sind eher weniger zufrieden, weil wir zu wenig Hoheit über die Verlinkung in weitere Texte und zu wenig Anzeigenumsätze haben. Leider sind auch die Traffic- und Analyse-Informationen in Facebook Insights spärlich und letztlich nicht wirklich aussagekräftig."
Obwohl es in diesem Bereich ein spürbares Ungleichgewicht gibt, rät der VDZ-Sprecher ungeachtet der Vorteile für die amerikanischen Internet-Konzerne allen Verlagen dennoch dazu, die Modelle zumindest auszuprobieren. Denn wer nicht testet, so seine These, denkt womöglich zu kurzfristig und verpasst eine Chance.
Dieser Gedanke hat seine Berechtigung, da trotz unüberhörbarer Störgeräusche durchaus auch positive Trends erkennbar sind. So hat sich unter anderem die Zusammenarbeit mit Facebook und Google verbessert. Die Dialoge sind offener und die deutsche Verlagsbranche bekommt die Gelegenheit, ihre Wünsche und Bedenken zu äussern. Neuerungen, wie die Abstrafung von Interstitials im Google-Ranking, erfahren die Redaktionen nun frühzeitig aus erster Hand.
Auch das Kernstück eines jeden Verlags erhält inzwischen die ihm gebührende Anerkennung. In Menlo Park weiss ist man schliesslich nur zu gut, dass Christian ­Röpke recht hat, wenn er sagt: "Facebook und Google können nicht ohne unsere hochwertigen Inhalte arbeiten."




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