Vernetzter Haushalt 05.01.2020, 15:05 Uhr

So Datensammelei im Smart Home einschränken

Egal, ob es ums Saubermachen geht oder um die Überwachung des Eigenheims: Das Wohnen wird zunehmend digital. Doch das Smart Home hat auch Kehrseiten. Wie schützt man seine Daten?
(Quelle: Pixabay)
Intelligente Leuchten, smarte Saugroboter, sprechende Helferlein: Die Auswahl an Geräten, die Verbraucher in den eigenen vier Wänden unterstützen, ist gross. Sie machen das Leben einerseits zwar leichter. Andererseits sammeln sie mitunter im Hintergrund auch fleissig Daten der Nutzer.
Die allermeisten dieser Haushaltsgeräte stünden regelmässig mit dem Hersteller in einer Kommunikationsverbindung - und sei es nur, um den Wartungsstatus oder Updates abzurufen, erklärt Dennis-Kenji Kipker, Rechtswissenschaftler von der Universität Bremen.
Kipker weist auch darauf hin, dass einige Hersteller die Gerätenutzung von einer Online-Registrierung abhängig machen. Deshalb sollten sich Verbraucher überlegen, ob es notwendig ist, ihre genauen Adressdaten und den Klarnamen anzugeben. Alternativ könne man mit Pseudonymen arbeiten, erklärt der Experte.

Datenschutz oder Datensammelei

Auf dem Markt lassen sich, grob gesagt, zwei Formen von Anbietern unterscheiden: Das sind Unternehmen, die sich stark an den geltenden Datenschutzrichtlinien orientieren und sich um Transparenz bemühen - und es gibt jene, die so viele Daten wie möglich erfassen wollen. Häufig werden diese dann etwa für Marketingzwecke weitergenutzt.
Beim Kauf von Geräten mit Smart-Home-Anwendungen sollte daher Wert darauf gelegt werden, dass die Hersteller ein datenschutzfreundliches System sowie entsprechende Voreinstellungen verwenden - das nennt man auch Privacy by Design beziehungsweise Privacy bei Default. Dazu rät Helga Block, die Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit von Nordrhein-Westfalen.
Vor dem Kauf einer elektronischen Haushaltshilfe sollte man sich genau über den Hersteller informieren. Ein wichtiges Kriterium: Wo kommt der Produzent her? «Unter Datenschutzgesichtspunkten sollte man immer EU-Herstellern den Vorzug geben, da diese dem strengen Regime der Datenschutzgrundverordnung, DSGVO, unterliegen - selbst wenn sie Daten ins Ausland übermitteln», rät IT-Rechtler Dennis-Kenji Kipker.
Die Frage ist: Was passiert mit den erfassten Informationen? Unter Datenschutzgesichtspunkten sei zu unterscheiden, ob die gesammelten Angaben nur lokal genutzt würden oder auch in eine Hersteller-Cloud übertragen und dort ausgewertet würden, meint Helga Block.

Apps kritisch betrachten

Grundsätzlich können sich Nutzer auch überlegen, ob sie wirklich jedes Gerät mit einer App ansteuern müssen. Gerade die Apps neigen aus Expertensicht dazu, zusätzliche personenbezogene Daten, die gar nichts mit der Gerätenutzung an sich zu tun haben, zu sammeln. Maik Morgenstern vom IT-Sicherheit-Forschungsinstitut AV-Test empfiehlt, vor dem Kauf Erfahrungs- und Testberichte zu lesen. Zudem sollten sich Verbraucher dazu schlaumachen, inwiefern sich die Privatsphäre-Einstellungen anpassen lassen.
Auch die Produktdetails zählen: Verbraucher sollten sich fragen, «ob sie wirklich sämtliche Funktionen brauchen und damit riskieren, dass im Zweifelsfall mehr Daten aufgezeichnet werden», so Morgenstern.

Senden von Daten einen Riegel vorschieben

Wer sich ein smartes Haushaltsgerät zulegt, kann an einer möglicherweise übermässigen Datensammelei mitunter nur schwer etwas ändern. Es liesse sich allerdings, wenn sich das Gerät im eigenen WLAN befinde, eine Firewall einrichten und damit das Senden an die Server der Unternehmen verhindern, sagt Morgenstern. Das sei jedoch sehr kompliziert und nur etwas für IT-Experten.
Stellt sich die Frage, ob all diese Bedenken so gravierend und einschneidend für Verbraucher sind, dass man von einem Kauf absehen sollte? Für Experten hängt die Antwort darauf vom Gerät und dessen Nutzung ab. «Wenn Kameras und Mikrofone im Spiel sind, sind immer auch hochsensible Daten betroffen», sagt Dennis-Kenji Kipker.
Bei anderen Geräten, beispielsweise einer Kaffeemaschine, die elektronisch vernetzt ist, bestehe hingegen nahezu kein Risiko. Kipker betont abschliessend das Risiko der Nutzung von Klarnamen, weil damit ein Bezug zu Person und Ort hergestellt werden könnte. Von Maximilian Konrad, dpa




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