Voice Commerce: Die nächste Revolution steht vor der Tür

Gläserne Nutzer, oder: Datenschutz? Welcher Datenschutz?

Alle Grossen der Branche haben sich weltweit darauf ­geeinigt, dass Voice in Verbindung mit intelligenten persönlichen Assistenten das nächste grosse Ding ist. Millionen fliessen in die Entwicklung der Geräte - und im Fall von Amazon und Google auch ins Marketing, um die Nutzer von den Vorteilen der gesprächigen Angebote zu überzeugen. Ausserdem ist mittlerweile auch die Technologie weit genug für die Massentauglichkeit: Die Spracherkennung funk­tioniert weitgehend fehlerfrei, künstliche Intelligenz wird immer schlauer und besser darin, aus gesprochener Syntax komplexe Handlungsbefehle abzuleiten. All diese technischen Voraussetzungen sind mittlerweile auch günstig genug in der Herstellung, um akzeptable Preise für sprachgesteuerte Endgeräte zu ermöglichen.Und auch die Nutzer stehen der Technologie dank dem jahrelangen Umgang mit Siri und Co. durchaus positiv gegenüber: Bereits 2015 nutzten 65 Prozent der US-amerikanischen Smartphone-Nutzer regelmässig ihren Sprachassistenten.
Gehen wir also unter diesen Voraussetzungen einmal davon aus, dass die Sprachrevolution der (digitalen) Welt wirklich kommt. Stellen wir uns eine Welt vor, in der zu Hause jedes elektrische Gerät, von der Deckenleuchte bis zur Kaffeemaschine, auf die Stimme reagiert. In der unser Fernseher Spracheingaben wie "Zeige mir eine Komödie, die mit mindestens vier Sternen bewertet ist" treffsicher entschlüsseln kann. In der ein intelligentes Auto uns ­darauf hinweist, dass der Benzinpreis an der Tankstelle zwei Strassen weiter niedriger ist als anderswo. In der ein persönlicher Assistent - mag er nun Alexa, Google, Siri, Cortana oder ganz anders heissen - unsere Termine verwaltet, E-Mails vorliest, Restauranttische ­reserviert, für uns online einkauft und uns jede beliebige Frage beantwortet, die wir aktuell noch am PC oder auf dem Smartphone googeln. Und in der all diese intelligenten, hörenden und sprechenden Geräte auch noch dazulernen, sich unsere Vorlieben merken und immer zielgenauer werden.
Für deutsche Verbraucher­ohren klingt das zuallererst einmal nach einer Welt mit massiven Datenschutzproblemen. Denn wirklich gut funktionieren all diese schönen neuen digitalen Assistenten nur, wenn sich der Nutzer ­bewusst darauf einlässt, komplett gläsern zu sein. Aber auch Marketer und Online-Händler müssen sich fragen, was solch ein Zukunftsszenario für sie bedeutet, warnen Voice-First-Evangelisten wie der US-­amerikanische Payment-Spezialist Brian Roemmele. Denn: Wer braucht in so einer Welt noch Werbung?




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