Konjunkturpaket für den Handel
08.06.2020, 05:31 Uhr
Umstellung der Mehrwertsteuer: Grosse Herausforderung für Händler
Um die durch die Corona-Pandemie schwer angeschlagene Konjunktur wieder anzukurbeln, hatte die Bundesregierung beschlossen, den Mehrwertsteuersatz von 19 auf 16 Prozent zu senken. Händler stellt das vor grosse Herausforderungen.
Die geplante temporäre Absenkung der Mehrwertsteuer stellt den Einzelhandel vor grosse Herausforderungen. "Wir haben es mit einem vergleichsweise hohen Aufwand zu tun. Das würde einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kosten", sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland, Stefan Genth, der Deutschen Presse-Agentur. Kassensysteme müssten umgestellt werden, Preisschilder ersetzt und Werbung neu gestaltet werden.
Rechtlich sei jedoch auch ein "Rechnungsrabatt" möglich: Dabei würden die Preise der einzelnen Artikel - in einem durchschnittlichen Supermarkt sind das rund 15.000, in grossflächigen sogar 40.000 - wie bisher am Regal ausgeschildert und die Vergünstigung erst an der Kasse berechnet. "Man kann den Gesamtpreis an der Kasse entsprechend reduzieren. Das ist juristisch und verbraucherrechtlich möglich", sagte Genth. Allerdings müsse sich zeigen, ob es bei den Kunden dafür Akzeptanz geben oder ob eine mangelnde Preistransparenz bemängelt werde.
Von 19 auf 16 Prozent
Um die durch die Corona-Pandemie schwer angeschlagene Konjunktur wieder anzukurbeln, hatte die Bundesregierung beschlossen, den Mehrwertsteuersatz von 19 auf 16 Prozent zu senken. Der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent, der etwa für lebensnotwendige Güter gilt, soll auf fünf Prozent fallen. Bundestag und Bundesrat müssen noch zustimmen. Allerdings ist diese Regelung ab Juli auf sechs Monate befristet.
Für die Händler bedeutet das allerdings, dass in sechs Monaten erneut alle Preise neu berechnet und ausgezeichnet werden müssten. Hinzu kommt Genth zufolge, dass eine Wiedererhöhung der Preise schwerer an die Kunden vermittelbar sei. "Es wäre fatal, wenn am 1. Januar drei Prozent aufgeschlagen werden müssen und der Handel auf einem Teil der Kosten sitzen bleibt."
"Das kommt sehr kurzfristig, es sind nur noch gut drei Wochen, um sich umzustellen", sagte die Steuerberaterin und Umsatz-Steuerexpertin der Beratung Bakertilly, Marion Fetzer, der dpa. "Das ist sowohl für grosse Unternehmen als auch für kleinere Händler eine Herausforderung."