"Riesige Herausforderungen" 19.02.2020, 06:55 Uhr

Coronavirus: Europäischer Handel-Alptraum in China

Die Auswirkungen des Corona-Virus auf den europäischen Handel sind gravierend. Vor allem Chinas radikale Massnahmen bereiten Probleme. Lieferketten seien unterbrochen. Auch könnten Produkte nicht verschifft werden, was einen Berg von Papieren erfordere.
Chinas radikale Massnahmen im Kampf gegen den Coronavirus bereiten europäischen Unternehmen im Land enorme Probleme.
(Quelle: shutterstock.com/Jiri Flogel)
Chinas radikale Massnahmen im Kampf gegen die neuartige Lungenkrankheit sorgen für grosse Verwirrung und bereiten europäischen Unternehmen im Land enorme Probleme. Die EU-Handelskammer in China teilte am Dienstag in Peking mit, dass widersprüchliche Regeln lokaler Stellen es extrem schwierig machten, die Arbeit diese Woche nach den - wegen des Virus verlängerten - Ferien über das chinesische Neujahrsfest wieder aufzunehmen. "Das Ausmass der Herausforderungen ist riesig", sagte Kammerpräsident Jörg Wuttke vor Journalisten.

Lieferketten seien unterbrochen. Auch könnten Produkte nicht verschifft werden, was einen Berg von Papieren erfordere. "Es ist ein logistischer Alptraum", sagte Wuttke. Waren könnten nicht an den Kunden und auch nicht an den Verbraucher gebracht werden. Wuttke appellierte an die chinesische Seite: "Hört auf, widersprüchliche Vorschriften im ganzen Land zu haben." Das Vorgehen der Behörden müsse besser abgestimmt und koordiniert sein.

Verschärfte Massnahmen

Eigentlich hatte Chinas Premier Li Keqiang schon vor einer Woche dazu aufgerufen, "die Arbeit wieder aufzunehmen" und die Versorgung mit notwendigen Gütern sicherzustellen. Angesichts von inzwischen mehr als 70.000 Infektionen und fast 1.900 Toten durch das Sars-CoV-2 genannte Virus sind die Massnahmen zur Abschottung im Land aber eher noch verschärft worden. Der EU-Kammerpräsident geht davon aus, dass die schwere Gesundheitskrise in der zweitgrössten Volkswirtschaft "so schnell nicht vorbei" sein wird.

Auch auf dem Weltmarkt kommt es zu Engpässen mit Ersatzteilen aus China. Da es kaum Flugzeuge und Schiffe gebe, könnten Waren nicht verschifft werden. "Sachen aus China herauszubekommen, ist herausfordernd", sagte Wuttke. Da Chinas pharmazeutische Industrie ebenfalls schwer betroffen sei, könnte es weltweit zu Engpässen bei Antibiotika und anderen Medikamenten kommen.

Völliges Unverständnis äusserte die Handelskammer über den Zwang zu 14-tägiger Quarantäne in Peking für Reisende aus dem Ausland und aus dem Rest Chinas. Wuttke sagte: "Es ist schon komisch, dass ich in Peking ein Flugzeug besteigen kann und in Frankfurt nicht in Quarantäne komme." Aber umgekehrt müssten Reisende aus Deutschland, das nicht vom Virus betroffen sei, in Chinas Hauptstadt in Isolation.



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