E-Autos und Co 30.06.2019, 11:47 Uhr

Digitale Transformation: Was die Autobranche derzeit umtreibt

Das Top-Thema heisst Elektro. Was zu tun ist, um möglichst schnell möglichst viele E-Autos auf die Strasse zu bringen, dürfte die zentrale Frage beim Autogipfel im Kanzleramt sein. Die derzeit einzige Baustelle der Branche ist das Thema beileibe nicht.
(Quelle: shutterstock.com/Alex Mit)
Vorstände, Betriebsräte, Minister und Gewerkschafter - und natürlich die Bundeskanzlerin. In grosser Runde haben sich Spitzenvertreter der Regierung sowie der Auto- und Zulieferindustrie vergangene Woche in Berlin im Kanzleramt getroffen, um über die Zukunft der für Deutschland so wichtigen Branche zu beraten.
Was die Konzerne aktuell am meisten umtreibt - ein Überblick:

Elektromobilität

Ein Spiel mit hohem Einsatz und ungewissem Ausgang. Die deutschen Hersteller stecken Milliarden in Entwicklung und Produktion von Elektroautos, für die kommenden Jahre haben sie etliche rein elektrische oder Hybrid-Varianten ihrer Fahrzeuge angekündigt. Ihnen bleibt auch nicht viel anderes übrig, wenn sie nicht die strenger werdenden CO2-Grenzwerte für den Schadstoffausstoss in der EU reissen und mit hohen Strafzahlungen belegt werden wollen. Doch dass die Kunden mitziehen und dann auch in grossem Stil Elektroautos kaufen, ist keineswegs sicher - Diesel-Fahrverbote in grossen Städten hin oder her.
BMW kommt deshalb mit einem Positionspapier nach Berlin, in dem der Münchner Konzern von der Bundesregierung deutlich mehr Einsatz für die Elektromobilität fordert. Unter anderem müssten die Steuern für Ladestrom in Deutschland gesenkt und die Kommunen zur Schaffung von kostenlosen Parkplätzen und anderen Vorteilen gezwungen werden. Zudem müsse die EU den Ausbau des Ladenetzes europaweit durchsetzen.
Um die weiter schwache Nachfrage nach Elektroautos anzukurbeln, hat die Bundesregierung bereits die staatliche Kaufprämie bis Ende 2020 verlängert. Die sollte eigentlich Ende Juni auslaufen, hat die Erwartungen bisher aber nicht erfüllt. Zwar wurden im Mai laut Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) in Deutschland 4.630 reine Elektroautos und gut 19.300 Hybride neu zugelassen. Das waren zusammen aber gerade einmal gut sieben Prozent aller Neuzulassungen.
Trotzdem wirft zumindest VW alles zu Gunsten der Elektroautos in die Waagschale. BMW und Daimler hingegen sind etwas zurückhaltender und wollen auch andere Antriebsarten nicht aus dem Blick verlieren. Laut einem Zeitungsbericht will BMW seine Elektromodelle nun allerdings schneller auf den Markt bringen. Bereits 2023 - zwei Jahre früher als bisher geplant - sollen 25 elektrifizierte Modelle zu haben sein, berichtete die "Frankfurter Allgemeine Zeitung". Einen offiziellen Kommentar von BMW dazu gab es allerdings nicht.

Absatzflaute

Was den Herstellern bei den teuren Wetten auf die Zukunft so gar nicht hilft: Aktuell herrscht in vielen Teilen der Welt Flaute in den Autohäusern. Die Marke Volkswagen hat bislang in diesem Jahr weltweit fünf Prozent weniger Autos verkauft als von Januar bis Mai 2018. Bei Audi waren es fast sechs Prozent weniger, bei Daimlers Kernmarke Mercedes-Benz 4,7 Prozent. Nur BMW liegt mit 1,6 Prozent im Plus.
Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht die Branche weltweit vor einer tiefen Krise. Laut einer Studie seines Forschungsinstituts CAR an der Universität Duisburg-Essen könnte im laufenden Jahr der globale Absatz neuer Autos um gut fünf Prozent auf 79,5 Millionen Stück sinken. Ein derart starker Einbruch war nicht einmal nach der Finanzkrise 2008 beobachtet worden.
Und auch wenn die Gründe für die aktuelle Lage mit Handelskonflikten, einem schwachen Markt in China, Modellwechseln oder neuen Abgasteststandards vielfältig und unterschiedlich sind, ist die Konsequenz doch bei allen Herstellern gleich: sparen, sparen, sparen.




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