K5 Future Retail Conference 05.07.2018, 11:31 Uhr

Zalando: "Reinen Online-Handel zu betreiben, reicht nicht mehr aus"

Auf der K5 Future Retail Conference kamen auch in diesem Jahr Branchenkenner zusammen, um über die Zukunft des E-Commerce zu diskutieren. Trendthemen waren unter anderem aktuelle Plattform-Modelle sowie der Online-Lebensmittel-Handel.
(Quelle: shutterstock.com/Photoroyalty)
Die K5 Future Retail Conference fand in diesem Jahr zum zweiten Mal im Estrel Berlin statt. Zahlreiche Player aus der Branche kamen zusammen, um über die Zukunft des Handels und des E-Commerce zu diskutieren.
Zu Beginn wurde erst einmal ein Blick auf die vergangenen zehn Jahre von Zalando geworfen. Robert Gentz, Co-Founder und CEO, erläuterte, inwieweit sich das Unternehmen von einem Versender von Schuhen zu einem Technologieunternehmen gewandelt hat. "Wir haben eine kulturelle Wandlung durchlaufen - von Retail hin zur Technologie." Die aktuelle Plattformstrategie, die Zalando verfolgt, hat sich das Unternehmen vor allem von den Big Playern auf dem chinesischen Markt abgeschaut. "Reinen Online-Handel zu betreiben, reicht auf lange Sicht nicht mehr aus", so Gentz. Ein entscheidender Schritt für den Erfolg war daher, sich nicht auf das Geschäftsmodell eines reinen Online-Händlers zu konzentrieren, sondern zu versuchen, alternative Geschäftsmodelle zu erschliessen. "Dabei haben wir es immer bevorzugt, neue Sachen inhouse zu entwickeln", so Gentz.
Hierzu zählen beispielsweise auch Projekte wie Zalon oder Wardrobe. Das sind Services, die an anderer Stelle wieder integriert werden können. "Beispielsweise erhalten wir mit Wardrobe Kenntnis darüber, bei welchen anderen Händlern eine Kundin etwas gekauft hat, indem sie über uns alte Kleidung verkauft. Zudem wissen wir dann, dass sie drei alte Hosen weggegeben hat und daher bald neue Hosen benötigt", erklärt der Zalando CEO.
Für die kommenden fünf Jahre plant Zalando vor allem Advertising und Commerce enger zu verknüpfen. Ganz nach dem Vorbild von Alibaba. "Advertising wird als Retailer notwendig. Man muss sich unbedingt strategisch damit beschäftigen", so Gentz. Angst vor grossen Playern gibt es aber nicht. "Man muss den Markt immer im Auge behalten und die Innovationskraft im Unternehmen stärken. Dann ist man auch für die Zukunft gut aufgestellt."

Wettbewerb spornt an

Ein weiterer Marktplatzhändler, der sich für die Zukunft gut gerüstet sieht und auch den Wettbewerb mit anderen nicht scheut, ist Amazon. Markus Schöberl, Director Seller Sales bei Amazon, meint: "Der Wettbewerb ist gut für den Kunden und treibt die Innovationen in den Unternehmen voran". Auch auf dem eigenen Marktplatz ist die gegenseitige Konkurrenz allgegenwärtig. Aktuell macht Amazon rund 50 Prozent des Umsatzes mit eigenen Verkäufen über seinen Marktplatz. Die anderen 50 Prozent erwirtschaften externe Händler. "Die gegenseitige Konkurrenz spornt an", sagt der Director Seller Sales.
Aber auch Amazon hat früh erkannt, dass der Handel alleine als Standbein nicht ausreicht. Mittlerweile tummelt sich der E-Commerce-Riese in zahlreichen Bereichen. Ein Segment, das immer mehr an Relevanz gewinnt, ist Amazon Advertising. Der Marktplatz-Betreiber stellt seinen Händlern eigene Werbeangebote zur Verfügung. "Die Prozesse sollen so einfach sein, dass alle Händler Werbung schalten können", erklärt Schöberl. Er gesteht aber ein, dass die Technologie noch vereinfacht werden kann.

Kritischer Blick auf Plattformen

Einen kritischen Blick auf Online-Plattformen warf Marcel Brindöpke, Founder und CEO von heyconnect. Für ihn geht es nicht darum, ob Hersteller mit Plattformen kooperieren, sondern darum, wie diese Kooperationen konkret aussehen.
Das aktuelle Problem sei, dass derzeit eine Übermacht der Marktplätze herrsche. Beispielsweise müssen die Lieferanten gewährleisten, ein Produkt innerhalb von 72 Stunden zu liefern. Die Plattformbetreiber benötigen im Gegenzug, um ein neues Produkt live auf die Seite zu stellen, zwei Wochen oder länger. Doch Brindöpke prognostiziert, dass das klassische Handelsmodell ein Auslaufmodell ist und in der Zukunft eine Umkehr der Beziehungen zwischen Lieferant und Plattformbetreiber stattfinden werde. "Aktuell liegt der Pull von Plattformen auf dem Kunden, bald wird sich dieser aber auch in Richtung der Lieferanten wenden", resümiert der CEO von heyconnect.



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