Unerfreulicher Nebeneffekt für Industrie 12.11.2018, 07:15 Uhr

Folge des Digitalbooms: Elektronikteile sind knapp

Der allgegenwärtige Digitalboom kommt Autoherstellern und der Automatisierungsindustrie derzeit nicht zugute: In diesem Jahr sind Halbleiter und andere elektronische Bauteile so knapp wie seit langem nicht.
(Quelle: shutterstock.com/Pingingz)
Der allgegenwärtige Digitalboom hat für die Industrie einen unerfreulichen Nebeneffekt: In diesem Jahr sind Halbleiter und andere elektronische Bauteile so knapp wie seit langem nicht. Erstmals gab es in den vergangenen Monaten nach Angaben aus der Branche Mangel bei Allerwelts-Bauteilen wie Kondensatoren oder Widerständen.
"Am stärksten betroffen waren die Autohersteller und die Automatisierungsindustrie", sagte Christoph Stoppok, Geschäftsführer des Fachverbands Electronic Components and Systems (ECEI). An diesem Dienstag beginnt in München die Electronica, mit mehr als 3.000 Ausstellern die internationale Leitmesse der Branche.
Folge der Knappheit sind lange Lieferzeiten und höhere Preise - wiewohl der Fachverband sich zu letzterem Thema nicht äussert. Aktuell ist der Höhepunkt der Knappheit nach Stoppoks Angaben zwar überschritten, da sich die Konjunktur abschwächt. Vollständig normalisiert hat sich die Lage aber nach Industrieangaben bisher nicht.

Immer mehr Funktionen werden elektronisch geregelt

"Das Aussergewöhnliche ist dieses Mal, dass auch passive Bauelemente und andere Produkte knapp waren, insbesondere Mehrschicht-Keramikkondensatoren", sagte Stoppok. Passive Bauelemente heissen passiv, weil sie ein elektrisches Signal in einem Schaltkreis nicht verstärken können, dazu gehört Massenware wie Widerstände oder Kondensatoren.
Zwei Faktoren haben zu der Knappheit beigetragen: die seit Jahren andauernde gute Konjunktur und die Tatsache, dass in Industrieprodukten immer mehr Funktionen elektronisch geregelt werden.
Beispiel Auto: Vom Bordcomputer über Motorsteuerung und Fahrerassistenzsysteme bis zu Komfortfunktionen wie der Sitzheizung sind eine Vielzahl elektronisch gesteuerter Schaltungen notwendig. "In aktuellen Audi-Modellen sind mittlerweile zum Teil mehr als 100 vernetzte Steuergeräte im Einsatz", heisst es bei der Ingolstädter VW-Tochter. "Der Anteil von Halbleitern und passiven Bauelementen ist innerhalb der letzten Jahre ebenfalls stark angestiegen", sagte eine Sprecherin. "So sind in einem voll ausgestatteten Premiumauto bis zu 10.000 Halbleiter und ein Vielfaches davon an passiven Bauelementen - Kondensatoren, Widerstände und so weiter - verbaut."
Produktionsverzögerungen gab es nach Audi-Angaben nicht. "Wir haben die Anzeichen für die aktuelle Marktsituation frühzeitig erkannt und uns darauf eingestellt", sagte die Sprecherin. "Wir sehen für 2019 in einigen Bereichen aber weiterhin ein forderndes Marktumfeld."




Das könnte Sie auch interessieren