Klangeffekte 19.04.2019, 09:14 Uhr

So wichtig ist bei Videospielen der Sound

Videospiele sind inzwischen ein Massenmarkt. Ihre volle Wirkung entfalten Spielewelten auch dank Musik. Die ist weit komplexer als Filmmusik - denn der Spieler bestimmt, wo lang es geht.
Christophe Kalkau, Komponist des Spieleentwicklers Handygames, untermalt Videospiele mit Musik. Er weiss, wie wichtig der Sound ist, um Emotionen zu wecken.
(Quelle: Nicolas Armer)
Die Musik wird düster und bedrohlich. Der Gamer merkt sofort: Aufpassen, auf diesem Weg wird es gefährlich. Oder ein Schaf fliegt durch die Luft - begleitet von einem lauten «Määähhhh». Durch das Geräusch wirkt die Szene nicht wie Tierquälerei - sondern man muss unwillkürlich lachen.
Die Musik habe erzählerische Bedeutung, sagt der Videosound-Komponist Christophe Kalkau. «Man muss den Ton nur mal kurz ausschalten, um zu merken, wie wichtig er ist.» Es sei der Sound, der Emotionen wecke. Auch hätten manche Spielcharaktere eine Erkennungsmelodie, die immer dann erklingt, wenn der Charakter auftaucht. Bei der Entwicklung von Videospielen ist der Komponist daher von Anfang an eingebunden.

Sound folgt Handlung des Spielers

Kalkau ist für Music & Sound Design (Musik und Tongestaltung) beim Videospielunternehmen HandyGames in Giebelstadt (Landkreis Würzburg) angestellt. Auf einem ehemaligen Kasernengelände entwickelt ein Team aus 60 Leuten Spiele fürs Handy, für Konsolen und für Computer sowie auch Virtual Reality-Spiele.
«Videospielmusik ähnelt der Filmmusik, geht aber viel weiter», sagt Kalkau, der Klavier, Jazz und Filmmusik studiert hat. Bei einem Spiel sei die Musik nie gleich. Denn sie hänge davon ab, wie der Spieler handelt. Das Lied verläuft nicht linear nach einem stets gleichen Schema. Es muss zwischen Takten hin und her springen können.
Kalkau muss also so komponieren, dass die Anschlüsse immer stimmen. Keine einfache Aufgabe. «Der Spieler handelt schliesslich nicht nach dem Timing und dem Rhythmus der Musik», so Kalkau. Allzu abrupte Übergänge löst er mit dominanten Tönen, welche die Aufmerksamkeit so stark ziehen, dass der Umbruch weniger auffällt. Noch komplizierter wird es bei sogenannten Virtual-Reality-Spielen - hier muss der Sound den realen Bewegungen des Spielers folgen. Etwa indem sich die Lautstärke ändert, wenn der Spieler den Kopf dreht - hin zu einer fiktiven Geräuschquelle.
Digitale Spiele sind längst kein Nischenprodukt mehr. Durch Handys kann jeder überall in Spielewelten eintauchen. Laut Verband der deutschen Games-Branche spielt jeder dritte Deutsche regelmässig, Frauen genauso wie Männer. Das Durchschnittsalter liegt bei 36 Jahren. Die Über-50-Jährigen sind mit acht Millionen regelmässigen Spielern stark vertreten. Der Branchenumsatz liegt bei 3,3 Milliarden Euro - dem Verband zufolge mehr als in der Musik- oder Kinoindustrie. In Europa sei Deutschland der grösste Markt für Computer- und Videospiele, weltweit rangiere er auf Platz fünf.




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