Smartphone-Hersteller: Alles hängt von China ab

Eine Plattform für viele Anbieter

OEM-Hersteller aus China sind inzwischen in der Lage, den Markt mit günstigen Plattformen zu versorgen, die dann noch mit einem mehr oder weniger bekannten Markennamen versehen werden. Oft sind solche Brands, die eher Vermarktungsorganisationen denn Herstellern entsprechen, nur in einzelnen Ländern tätig.
In Indien gibt es noch viel Potenzial im Smartphone-Markt, lokale Anbieter gewinnen hier immer mehr Marktanteile, während die grossen Namen verlieren
Quelle: shutterstock/Cornfield
Das Paradebeispiel ist Micromax aus Indien, die im vierten Quartal dort sogar den Marktführer Samsung überholen konnten und immerhin rund 4,5 Millionen Geräte absetzten. Der Billiganbieter profitierte dabei von den vielen Kunden, die auf dem Subkontinent erstmals überhaupt ein Smartphone kaufen und dafür meist weniger als 100 US-Dollar ausgeben können.
Der indische Markt ist vom Potenzial her weiter sehr interessant, da dort 2014 laut GfK zwar mehr als 50 Millionen Smartphones, aber immer noch rund 150 Millionen Feature Phones an 1,2 Milliarden Einwohner verkauft wurden.
Viele grosse Hersteller, die ihre Produktion in den letzten Jahren an Auftragsfertiger wie Foxconn oder Compal gegeben haben, müssen nun feststellen, dass aus den gleichen Fabriken die Produkte der Konkurrenz mit ähnlicher Wertigkeit kommen können.
Die Abhängigkeit der meisten kleineren Hersteller von Lieferanten für Komponenten macht zudem jede Möglichkeit, technische Vorsprünge länger zu verteidigen, zunichte. Lediglich Elektronikriesen wie Samsung, LG oder Huawei haben noch das Potenzial, Technologien selbst zu entwickeln und damit Teile wie Displays oder Prozessoren auch im Haus exklusiv zu bauen. 
Auf der Erfolgsspur sind derzeit Anbieter wie Wiko oder Kazam, die dieses Modell grundsätzlich verfolgen und ihre Produkte in China im Auftrag fertigen lassen, aber dazu eigene Weiterentwicklungen und Designs verwenden, um sich von der Masse abzuheben.
Der französische Hersteller Wiko etwa kam innerhalb eines Jahres nach seinem Markteintritt als Senkrechtstarter Anfang 2015 in Deutschland in der Klasse bis 100 Euro auf den dritten Platz und im Segment von 100 bis 200 Euro auf den vierten Platz. Offenbar fühlen sich Kundengruppen, denen ein Markenname egal ist, von genau solchen Produkten mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis angesprochen.
Zu diesen europäischen Anbietern mit ihren asiatischen Produkten gesellen sich starke Player aus China, die eigene Entwicklungen vorantreiben und sich damit sehr gut am Markt behaupten. Sie folgen Erfolgsgeschichten wie jenen von Huawei oder TCL mit seiner Marke Alcatel One Touch, die längst eigene Profile entwickelt haben und damit weltweit eine starke Rolle spielen.
Huawei etwa konnte im ersten Quartal dieses Jahres laut Trendforce den dritten Platz weltweit erobern und in China die Führung übernehmen.
Zu den ambitionierten Aufsteigern gehört Xiaomi, ein Hersteller, der auf dem Heimatmarkt 2014 bereits zeitweise die Spitze der Smartphone-Verkaufscharts anführte und im ersten Quartal dort den dritten Platz belegte.
Der Angriff dieses Unternehmens auf den Weltmarkt wird von der Branche mit grossem Respekt erwartet, steht aber offenbar in Westeuropa noch nicht unmittelbar bevor. Weitere hierzulande unbekannte Stars aus China sind Meizu oder Coolpad.
Eine feste Grösse ist in Asien bereits Lenovo, wobei sich der IT-Gigant nach der Übernahme von Motorola Mobility entschieden hat, in Europa bei Smartphones nur unter dieser Marke aufzutreten.




Das könnte Sie auch interessieren