Zug ist das Krypto-Mekka

Bitcoin-Hype im Verborgenen

Wer aber in dem malerischen Ort den Bitcoin-Hype mit blossem Auge sucht, wird erstmal enttäuscht. "Bit... - wie bitte?" Die Dame in der Bäckerei neben dem Bahnhof hat noch nie davon gehört. Dass städtische Abgaben bis 200 Franken (173 Euro) nun in Bitcoins gezahlt werden können? Ein Passant schüttelt verständnislos den Kopf. Tatsächlich nimmt das Angebot der Stadt, mit Bitcoins diverse Gebühren zu bezahlen, kaum einer wahr, sagt Bürgermeister Müller. Aber es hat auf jeden Fall für Aufmerksamkeit gesorgt.

"Dass zum ersten Mal eine Regierung Bitcoins annimmt, hat ein sehr starkes Zeichen gesetzt", sagt Stephan Karpischek von Etherisc, einem Versicherungs-Start-up, das auf der Blockchain-Technologie basiert. Etherisc wurde in München gegründet, ist aber nach Zug gezogen. Dort können sich solche Firmen leicht als Stiftungen eintragen lassen. Dass das Geld darin zweckgebunden ist, weckt Vertrauen bei Investoren, die dann eher Geld locker machen, sagt Karpischek. Auch Ethereum oder der Lufthansa-Partner Winding Tree sind Stiftungen.

Finanzaufsichtsbehörde Finama prüft Krypto-Start-ups

Ob Zug seine Position als hippes Start-up-Mekka halten kann, bezweifeln manche. "Viele Leute haben Vorurteile gegen die Schweiz. Sie denken, alles, was sie kann, ist Geld zu verstecken", sagt Derin Cag, Bitcoin-Experte aus London. Die Finanzaufsichtsbehörde Finama wehrt sich gegen solche Vorwürfe. Sie beobachte die Unternehmen ganz genau. Ende September hat die Behörde ein Krypto-Start-up schliessen lassen, das Bankgeschäfte machte - ohne dazugehörige Lizenz. Mehr als zehn weitere Unternehmen stünden unter Beobachtung, heisst es.

Die Schweizer seien langsamer als andere mit ihrer Regulierung, meint Lutz Auffenberg, Anwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht bei Winheller in Frankfurt: "Es ist unklar, ob das so weitergeht."

Neben der Stadtverwaltung nimmt auch Weinhändler Albert Osmani Bitcoins an. Das beschert seinem "House of Wine" neue Kunden, wenn auch viele zunächst aus reiner Neugier kommen. "Die Kunden wollen erstmal sehen, wie so ein Verkauf im Laden mit Bitcoins stattfindet. Aber am Ende zahlen die meisten immer noch mit Schweizer Franken."




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