Wie Teleshopping der Online-Konkurrenz trotzt

Zielgruppe 60 plus

Das Durchschnittsalter der vorwiegend weiblichen Kunden liegt laut Birkel bei 60 plus und ist konstant. "Dies bedeutet auch, dass nicht nur die gleiche Käuferschaft mitaltert, sondern auch jüngere Käufer nachkommen." Eine Besonderheit der Teleshopping-Sender sei, dass sie eine sehr loyale Stammkundschaft aufgebaut haben.
Das bestätigt Student Martin, für den die Arbeit im Kasseler QVC-Standort ein Nebenjob ist. "Ich mache Nachtschichten. Da hat man oft dieselben Kunden in der Leitung, zu denen baut man eine Bindung auf", sagt er. Einige riefen nur an, um schöne Weihnachten zu wünschen.
Dass die Kunden nicht das Gefühl haben, in einem anonymen Call-Center abgefertigt zu werden, gehört zur Strategie. "Es gibt keine Einstufung der Mitarbeiter nach Verkaufszahlen. Das ist kein reines Verkaufsgeschäft, sondern es geht um Beratung", sagt Wolfgang Krüger, Standortleiter für die Kundenservice-Zentren von QVC.
So gebe es keine strikte Vorschrift, wie Telefonate zu führen sind. "Die Mitarbeiter haben sehr viel Freiheit, beispielsweise bei Kulanzentscheidungen."

Neue Form des Marketings: Influencer

Warteschleifen versucht QVC zu vermeiden. Die Zahl der Mitarbeiter wird an den prognostizierten Bestell-Andrang angepasst. Mass aller Dinge ist immer noch das Fernsehen: Sobald die Produkte im TV sind, kommen die Anrufe. Schlägt ein Angebot besser ein als erwartet, würden kurzfristig Mitarbeiter gefragt, ob sie Extra-Schichten machen. Das verlangt Flexibilität.
450 Mitarbeiter hat QVC in Kassel. Viele arbeiten auch von zuhause. Gewerkschaften sehen die Teleshopping-Anbieter mit gemischten Gefühlen. Laut Verdi Hessen zahlen die Anbieter zwar über Mindestlohn, es gebe aber keinen Tarifvertrag.
Einig sind sich Fachleute und Anbieter, dass es eine grosse Verwandtschaft zwischen dem seit Jahrzehnten etablierten Teleshopping und einer relativ neuen Form des Marketings gibt: Influencer, die im Internet Produktempfehlungen geben. Die Unternehmerin Judith Williams beispielsweise, auch bekannt aus der TV-Show "Die Höhle der Löwen", ist laut HSE24 schon seit 2001 mit dem Sender verbunden und vertreibe seit 2007 ihre Produkte dort - Jahre, bevor es Instagram gab.
Pauschale Aussagen über die Qualität der Teleshopping-Waren sind laut Peter Lassek, Jurist der Verbraucherzentrale Hessen, nicht möglich. "Teilweise gibt es dort ja auch Produkte, die Sie im Ladengeschäft kaufen können." Er rät, besonders bei Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetik Versprechungen zu hinterfragen. Zudem sollten sich Zuschauer nicht durch Angaben der verbleibenden Stückzahl unter Druck setzen lassen - und notfalls von ihrem Widerrufsrecht Gebrauch machen.



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