Reselling: Wenn aus Retouren ein florierendes Geschäft wird

"Wir sind zu einer Drehscheibe geworden"

Nicht alle Reseller haben das gleiche Geschäftsmodell. Rebuy in Berlin kauft gebrauchte Elektronik, Bücher und CDs bei Privaten und verkauft sie wieder. Retourenking in Birkenfeld (Baden-Württemberg) verkauft teils an privat. Für Händler gibt es billig Paletten unsortierter Retouren oder Restposten - Weiterverkaufswert ungewiss.
Bei Avides werden Mischposten aufgelöst. Die Kunst liegt darin, für jeden Artikel den richtigen Abnehmer zu finden. "Wir sind zu einer Drehscheibe geworden", sagt Hastedt. "Der eine braucht Grafikkarten, der andere Turnschuhe." An Endverbraucher verkauft Avides unter dem Namen Sediva auf Plattformen wie Amazon oder real.de.

"Mit Apple werden wir uns nicht anlegen"

Die Waren werden in riesigen Hallen nach Qualitäten sortiert. "In der Elektronik sind das 70 oder 80 Kategorien", so Hastedt. Da gibt es neue Handys originalverpackt. In einen zweiten Karton wandern neue Handys mit beschädigter Packung, in einen dritten Geräte mit leichten Gebrauchsspuren - auch das können einige Händler brauchen. Und bei noch einer Kategorie müssen einzelne Geräte repariert werden. Deren Abnehmer sitzt dann oft nicht in der EU, sondern etwa in der Ukraine.
Mehrere Männer sortieren auch Flaschen harter Alkoholika - eine Folge dessen, dass Amazon vermehrt Lebensmittel und Getränke verkauft. Aber nicht alle Waren bei Avides sind Retouren. Auch wenn Produzenten die Modelle wechseln oder die Lager räumen, bringt Hastedt Restbestände "nicht marktstörend" unter, zum Beispiel eine Partie Schlagbohrer.
Elektroschrott wird entsorgt und auch Plagiate fliegen auf den Müll, so haufenweise Apple-Ohrhörer AirPod. "Mit Apple werden wir uns nicht anlegen", sagt Hastedt. Berichte über das massenhafte Wegwerfen zurückgegebener Waren haben zuletzt Wellen geschlagen.
Nach Asdeckers Forschungen werden aber nur etwa vier Prozent der Retouren entsorgt oder verschrottet. Doch er sieht in dieser Frage auch die Weiterverkäufer in der Pflicht. "Reselling hilft zunächst zu vermeiden, dass Waren bei den Händlern entsorgt werden. Unklar ist aber, in welchem Ausmass das Entsorgungsproblem nur verlagert wird."



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