Re-Commerce: Der Trend mit Second-Hand-Ware

Die Online-Plattform Momox

Selbst der Second-Hand-Markt mit scheinbar überholten Medien wie Büchern, CDs oder DVDs läuft blendend, zumindest für die in Berlin gegründete Online-Plattform Momox. Rund 4,4 Millionen Euro Gewinn machte das Unternehmen 2016 unterm Strich - ein Plus von knapp einer Million im Vergleich zum Vorjahr. Rund 60 Prozent des Umsatzes stammt eigenen Angaben zufolge aus dem Wiederverkauf von Büchern. "Wir wachsen deutlich zweistellig, Jahr über Jahr, und wir sehen auch keinen Abbruch", sagt Momox-Geschäftsführer Heiner Kroke.

Für den einzelnen Verbraucher ist der Verkauf alter Bücher oder CDs an solche Online-Plattformen hingegen meist wenig lukrativ. Die Dienstleistung besteht vielmehr darin, den Kunden dabei zu helfen, Schränke, Bücher und DVD-Regale auszumisten.

Mit Zahlen ist es schwierig

Doch beim Blick auf den Gesamtmarkt wird es mit Zahlen schwierig. Laut Daten des Statistischen Bundesamts lag der Umsatz mit sonstigen Gebrauchtwaren im Einzelhandel 2016 bei 617 Millionen Euro. Das war deutlich mehr als im Jahr zuvor (567 Mio Euro), aber klar weniger als noch 2014 (785 Mio Euro). Die Zahlen sind zudem nur bedingt aussagefähig, denn sie beziehen sich nur auf den stationären Handel. Online-Plattformen sind darin nicht enthalten.

Auch deshalb findet der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein klare Worte. "Der einzige Trend bei Second-Hand ist das Reden über einen angeblichen Trend", sagt er. "Es gibt zwar einen klar wachsenden und sehr umsatzstarken Markt für Gebrauchtwagen, der sich auch zunehmend ins Internet verlagert hat." Auch der Handel mit gebrauchten Smartphones laufe gut. "Doch dann kommt erst mal nichts."

Selbst bei Kleidung sieht Heinemann keinen "Megatrend". "Das war schon immer eine Nische und aus der ist der Handel mit gebrauchter Kleidung auch nie rausgekommen." Die Ikea-Aktion wiederum bezeichnet er als reinen PR-Gag. "Niemand wird seine alte Schrankwand beim Abbau wieder einladen und zum Möbelhaus zurückbringen."

Überangebot gerade an Kleidung

Ein Nischenmarkt also, der wenigstens der Umwelt zugute kommt? Die Akteure sind skeptisch. Das Überangebot gerade an Kleidung ist weiterhin enorm. "Es wird vor allem zu viel schlechte Neuware produziert", sagt Second-Hand-Verbandschefin Kaminski. Ein billig produziertes T-Shirt für den Weiterverkauf aufzubereiten, sei schlicht zu teuer. Es könne höchstens ein Bewusstsein geschaffen werden, das auch bei den grossen Herstellern zum Umdenken führe. Die Debatte ist in vollem Gang.




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