Paketlogistik auf der Schiene 18.02.2020, 06:54 Uhr

Pakete per U-Bahn: Zustell-Idee von Scheuer kaum umsetzbar

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer hatte die Idee Pakete per U-Bahn zur Entlastung des Lieferverkehrs in der Stadt zu transportieren. Einige Verkehrsbetriebe hegen allerdings an der Umsetzung grosse Zweifel.
(Quelle: shutterstock.com/antaresss)
Nach dem Vorstoss von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer, in Zukunft Pakete per U-Bahn zu transportieren, äussern einige Verkehrsbetriebe Zweifel an der Umsetzbarkeit der Idee. "Es gibt keinen Platz", sagte eine Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Es gebe weder ein Depot zur Lagerung der Pakete ausserhalb der Stadt, noch die Möglichkeiten, ausreichend kleine Auslieferungsstellen - wie von Scheuer vorgeschlagen - in der Innenstadt zu schaffen. Der CSU-Politiker will durch den alternativen Transportweg den Lieferverkehr in der Stadt entlasten.

In Berlin würden neue Modelle für lokale Warentransporter diskutiert, sagte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz. "Klar ist aber auch: Es gibt dafür noch kein belastbares Modell, das sich in einem absehbaren Zeithorizont realisieren oder ausprobieren liesse." So sei die Schnittstelle von der Schiene auf die Strasse besonders kompliziert, da U- und S-Bahnen fast nie auf Strassenniveau lägen. "So lassen sich Paletten oder grössere Lieferungen, bei denen sich der Aufwand überhaupt erst lohnt, kaum in der vorhandenen Infrastruktur von U- und S-Bahn weiterreichen, auch etwa weil es keine Lastenfahrstühle gibt."

Angesichts des zu erwartenden Liefervolumens schlössen sich viele weitere offene Fragen an, sagte auch die BVG-Sprecherin. "Wer holt die Pakete wann ab? Wer bewacht die Lieferungen?" Vieles an einem Paketdienst per U-Bahn sei bei den aktuellen Gegebenheiten des unterirdischen Transports in der deutschen Hauptstadt schwer vorstellbar. "Wir haben uns dazu schon seit geraumer Zeit Gedanken gemacht. Die Idee des Ministers ist nicht neu", sagte die Sprecherin.

Die BVG freue sich dennoch über die Offenheit des Ministers bei Fragen rund um den wachsenden Lieferverkehr, sagte die Sprecherin. Man wolle keine Türen endgültig schliessen.

Verlagerung der Paketlogistik auf die Schiene

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, Helmut Dedy, findet den Vorschlag Scheuers "spannend". "Wenn die Paketlogistik auf die Schiene verlagert wird, kann der Strassenverkehr entlastet und die Auslieferung klimafreundlich und elektrisch gestaltet werden." Angesichts von vier Milliarden prognostizierten Paketsendungen bundesweit im Jahr 2020 brauche man dringend neue Lösungen, um den Verkehr zu entlasten, erklärte Dedy.

Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main (VGF) verweist auf die Tücken des unterirdischen Lieferverkehrs. "Stationen unter der Erde sind als Aus- und Umladepunkte weniger geeignet", sagte ein VGF-Sprecher. Stattdessen könne sich eine Auslieferung per Strassenbahn als praktikabler erweisen. "Das Netz ist kleinteiliger, die Haltestellen als potenzielle Umladepunkte enger beieinander und somit dichter am Kunden." Von entsprechenden Ausladestationen könnten die Pakete auf Lastenfahrräder verteilt werden, von denen sie dann zum Kunden gebracht würden, betonte der VGF-Sprecher.



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