Media-Bartering: Lukratives Tauschgeschäft

Warenüberhänge werden sinnvoll eingesetzt

Möglich machte diesen Deal eine kleine Agentur. Die Rheinkontor Media aus Köln hat sich darauf spezialisiert, ihren Kunden Werbezeiten für TV- und Radiospots, Plätze für Display-Werbung oder eben Flächen für Plakatkampagnen zu verschaffen und sich im Gegenzug mit Naturalien bezahlen zu lassen. Media-Bartering heisst dieser Tauschhandel in der Fachsprache oder, wie es in den Unterlagen der Rheinkontor businesslike formuliert ist: "Warengegengeschäft zur Verbesserung der ­Mediaperformance". Media-Bartering ist damit eine Weiterentwicklung der Barter-Deals, wie sie sonst in der Branche durchaus üblich sind, bei denen jedoch zumeist ­Medialeistung mit Medialeistung verrechnet wird.
Es gibt sicher einfachere Geschäfts­modelle als Media-Bartering. Am Beispiel von Ehrmann zeigt sich, wie komplex so ein Deal sein kann. Die Molkerei aus dem Allgäu hat regelmässig einen Produktionsüberhang. Da kommt ein Partner wie Rheinkontor gerade recht. Denn die Agentur hat einen Weg gefunden, wie sie die Restbestände kapitalisieren kann. Sie hat Kontakte zu Caterern aufgebaut, die kurzfristig grosse Mengen von Joghurtbechern abnehmen, die an Grossküchen, Krankenhäuser, Justizvollzugsanstalten oder Flüchtlingsheime geliefert werden. Gleichzeitig gehört es zu ihrem Job, sich das Jahr über günstige Werbeplätze zu sichern. Diese vermittelt sie dann an Ehrmann weiter.
Ehrmann wirbt gerne auf Plakaten. Ein Teil davon wird über Media-Barter-Deals finanziert.
Nach diesem Muster werden deutschlandweit in schöner Regelmässigkeit die unterschiedlichsten Media-Bartering-Deals abgewickelt. Etwa eine Handvoll Agenturen hat sich auf dieses Geschäft spezialisiert. Werbekampagnen werden mal mit Autos, mal mit Kaffeemaschinen, mit Gartengeräten oder auch Kosmetikprodukten bezahlt.
Von den Agenturen wird bei diesem ­Geschäft viel Kreativität und eine hohe Expertise in Sachen Media verlangt. Kreativität, weil auf die Schnelle alternative Vertriebskanäle gefunden werden müssen, die vom Unternehmen selbst noch nicht ausgeschöpft wurden. Media-Expertise, weil die Medienlandschaft kontinuierlich nach günstigen Gelegenheiten ­gescannt werden muss. „Wir nutzen ­Warenüberhänge bei Herstellern und freie Kapazitäten in der Medialandschaft und matchen beides“, sagt Klaus Westrick, Gründer und Geschäftsführer der Media-Bartering-Agentur XLS aus Wiesbaden.



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