Delivery Hero: 60 Cent Verlust mit jeder Pizza für 10 Euro

"Zahlreiche Chancen"

Die um Sondereffekte bereinigte Marge für das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) lag anhand vorläufiger Zahlen bei minus 29,6 Prozent. Für 2020 wird die bereinigte operative Marge zwischen minus 14 und minus 18 Prozent vom Umsatz erwartet. Immerhin soll das Europa-Segment 2020 operativ wiederum die Gewinnschwelle erreichen.

Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten zunächst schlecht an. Am Vormittag drehte die Delivery-Hero-Aktie aber dann ins Plus bei zuletzt rund 1,6 Prozent. Im vergangenen Jahr war die Entwicklung der Papiere für Anleger eine grosse Freude: Die Titel legten 2019 um fast 120 Prozent zu und waren damit hinter Varta der zweitbeste Wert im Index der mittelgrossen Unternehmen, der im selben Zeitraum ein Plus von rund einem Drittel verzeichnete.

Konzernchef Niklas Östberg zeigte sich mit dem vergangenen Jahr zufrieden und blickte optimistisch auf das Jahr 2020, in dem sich Delivery Hero aus seiner Sicht "zahlreiche Chancen" bieten werden. Östberg verwies dabei unter anderem auch auf die "strategische Partnerschaft" mit Woowa, die die globale Führungsposition der Berliner stärke und deren Stellung in Asien weiter festige.

Verbessertes Service-Angebot und gezielte Investitionen

Ende 2019 hatte Delivery Hero bekanntgegeben, dass der Essenslieferdienst sein Geschäft in Asien mit einer milliardenschweren Übernahme ausbaut und sich rund 87 Prozent des südkoreanischen Unternehmens Woowa gesichert hat. Im Zuge dessen besorgte sich Delivery Hero kürzlich frisches Geld am Kapitalmarkt. Mit der Platzierung von Wandelschuldverschreibungen sowie durch eine Kapitalerhöhung nahm das Unternehmen insgesamt rund 2,3 Milliarden Euro ein. Das Geld will Delivery Hero für die Woowa-Übernahme sowie für "allgemeine Unternehmenszwecke" verwenden.

Dass Delivery Hero im vierten Quartal seine Bestellungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdoppeln konnte, begründete das Unternehmen unter anderem mit einem verbesserten Service-Angebot sowie gezielten Investitionen in die Gewinnung von Kunden. Zudem sei im Schlussquartal mit weltweit 500.000 Restaurants ein wichtiger Meilenstein erreicht worden, hiess es. Einen besonderen Schub gab es dabei in Asien. Auch der Nahe Osten und Nordafrika trugen massgeblich zu den guten Geschäften bei.

Delivery Hero ist selbst nicht mehr in Deutschland als Essenslieferdienst aktiv, nachdem das Geschäft hierzulande mit Marken wie Foodora, Lieferheld oder Pizza.de an den niederländischen Rivalen Takeaway.com verkauft wurde. Takeaway ist der Eigentümer von Lieferando.

Verlust doppelt so hoch wie erwartet

Aus Sicht von Marktexperten sind die vorgelegten Zahlen für das vierte Quartal weitgehend wie erwartet ausgefallen. Der Ausblick für 2020 liege beim Umsatz aber über den Erwartungen, befand Analystin Sherri Malek vom Analysehaus RBC in einer ersten Reaktion. Aber der in Aussicht gestellte operative Verlust sei doppelt so hoch wie vom Markt gedacht, schrieb Malek. Zudem dürften die Investitionen 2020 erneut sehr hoch sein.

Delivery Hero wurde 2011 gegründet und ist seit 2017 an der Börse notiert. Aktuell kommt das Unternehmen auf eine Marktkapitalisierung von rund 15 Milliarden Euro. Grösster Aktionär ist der südafrikanische Medienkonzern Naspers, der gut 21 Prozent der Anteile hält. Ausführliche Zahlen für 2019 will das Unternehmen am 28. April vorlegen.



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