Schlagen die Auto-Imperien jetzt digital zurück?

Gegen die US-Auto-Plattformen sehen die deutschen alt aus

Das Ergebnis ist eindeutig: Die deutschen Plattformen sind allesamt nicht einmal ansatzweise in der Lage, den Amerikanern und dabei vor allem Carmax das Wasser zu reichen. Die US-Konkurrenz besticht im Vergleich mit den deutschen Herausforderern durch die Reduzierung auf das Wesentliche, eine leichte mobile Bedienbarkeit, deutlich mehr Übersichtlichkeit und eine passgenauere Nutzerführung. In puncto Produktinformation und auch Serviceleistungen stellt der amerikanische Händler Carmax deutsche Autoplattformen regelrecht in den Schatten.
Die Analysen im Detail:
1. Nutzerführung: Mit wesentlich kompakteren Abfragen der Suchparameter und geschickt eingesetzten Filtern hängen die Amerikaner die deutschen Autoplattformen in Sachen Nutzerführung deutlich ab. Während es Carforsale dem Nutzer freistellt, worauf er in der Suche das Hauptaugenmerk legen will, zwingen deutsche Anbieter ihren Besuchern entweder komplexe Masken und Fiter auf oder bieten eine geführte Abfrage an, bei der - wie beispielsweise bei HeyCar - die Lokalität häufig vernachlässigt wird.
2. Usability: Auch hier führen die US-Autoplattformen durch eine Reduktion auf wesentliche Gesichtspunkte. Sie weisen zudem eine bessere Übersichtlichkeit auf den kleinen mobilen Bildschirmen auf. Allerdings muss man zugestehen: Auch HeyCar präsentiert sich seinen Besuchern sehr aufgeräumt, übersichtlich und mit einfachen Bedienelementen. Hingegen werfen mobile.de und Autoscout24 ihren Nutzern durch unzählige Werbebanner lästige Steine in ihren Weg durch das KFZ-Angebot.
3. Produktinformationen: Hier fällt vor allem der stationäre US-Auto-Händler Carmax positiv auf. Er stellt Keyfacts bebildert in den Fokus und bietet eine 3D-Innenraumansicht an. Deutsche Anbieter schneiden allerdings kaum schlechter ab. HeyCar überzeugt mit einer sehr guten grafischen Aufbereitung und arbeitet insgesamt mit weniger störenden Werbeinhalten auf den Bildern als beispielsweise mobile.de.
4. Beratung: Beratungsfunktionen sind bei fast allen Autoplattformen - in den USA wie in Deutschland - noch erheblich optimierungsfähig. Lediglich Carmax zeigt hier erste Ansätze. Der US-Autohändler ist auch der einzige, der auf seiner Plattform eine zentrale Hotline-Nummer oder Chats bewirbt und so Kunden beim Fahrzeugkauf auf Wunsch persönlich unterstützt.
5. Ladegeschwindigkeit: Hier könnten alle Autoplattformen noch stärker aufs Gas drücken. Kein Kandidat stach im Test durch besonders schnelle Ladezeiten hervor. Hier liegen durchweg eher durchschnittliche Werte ohne Highlights vor.
6. Besondere Features und Services: Auch hier steht Carmax auf der Pole-Position. Auf der Plattform finden sich Reservierungs- bzw. Blocker-Services (Kunden können online für sieben Tage die Hand auf ein Fahrzeug legen) sowie ein kostenfreier Bring-Service (zum nächsten Standort in der Nähe). Der Nutzer hat somit Zugriff auf spezielle Fahrzeuge aus anderen Regionen. Weitere Features der Amerikaner sind unter anderem digitale Suchaufträge. Immerhin bietet Autoscout eine Preisbewertung der Angebote an. HeyCar prüft und garantiert die Qualität der Fahrzeuge und bewirbt dies auch.
Quelle: Kommerz
Kommen wir zurück zur Gretchenfrage: Schlagen die deutschen Auto-Imperien wirklich zurück? Ganz klare Antwort: Nein! Sowohl VW als auch BMW und Mercedes wollten offensichtlich nichts lernen aus "VWs Millionenflop mit dem Uber-Konkurrenten Gett": Digital Natives werden durch Besserwisserei und Arroganz der Automanager zermürbt und weggejagt. Aber auch Start-ups haben noch keine überzeugende Lösung für Neuwagen-Online-Verkäufe gefunden.
Ein weiteres Problem: Gründungen finden bisher ausserhalb der eigenen Organisationen statt, die auch weiterhin "traditionell funktional" ausgerichtet bleiben. Zugleich werden Chefposten und wichtige Vorstandsfunktionen mit Managern der Autobauer besetzt. Der eigentlich wünschenswerte digitale Know-how-Transfer vom Start-up zur Mutter bleibt somit aus.




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