Nach Update unbrauchbar 09.07.2018, 16:02 Uhr

Wie Frühkäufer der Technikfalle entgehen

Gerade gekauft und schon veraltet? Wer sich früh auf neue Technik stürzt, erlebt öfter mal eine böse Überraschung. Nach einem Update fehlen Funktionen - oder Hersteller lassen ein Gerät gleich ganz fallen.
Tolle neue Funktionen, aber keine 32-Bit-Apps mehr nach dem Update? Das mussten Nutzer von Apples iOS mit dem Umstieg auf die neue Version 11 erdulden.
(Quelle: Alexander Heinl)
Wer sich eine Waage mit Pulswellenmessung kauft, will vermutlich vor allem eins: die Geschwindigkeit seiner Pulswelle messen. Aber was, wenn der Hersteller plötzlich ein Software-Update ausspielt, was genau diese Funktion abschaltet?

Genau das geschah im Januar 2018 den Käufern einer vernetzten Pulswellen-Waage mit vielen Zusatzfunktionen. Ein Update degradierte das Gerät zu einer ganz gewöhnlichen Waage.

Ein Phänomen, das immer wieder auftritt, sagt Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Zum Beispiel bei der Playstation 3. Der Konsole wurde 2010 per Update die Möglichkeit zum Installieren von Linux genommen. Erst jüngst erlebten Nutzer von Apples iOS-Geräten eine böse Überraschung: Nach dem Update auf das neue iOS 11 funktionierten viele ältere Apps nicht mehr. Und das Wordpad von Windows 10 mag keine alten Word-Dateien. Diese Liste liesse sich beliebig lang fortsetzen. Die Erkenntnis: Bei Computern, Smartphones, vernetzten Geräten und der damit verbundenen Software gibt es keine Garantie, dass Funktionen immer zur Verfügung stehen.

Wirklich neu ist das nicht: «Seitdem es Technik und Standards gibt, haben wir das Problem», sagt Gollner. Gerade die Frühkäufer, in der Marketing-Sprache Early Adopter genannt, trifft es häufig. Etwa wenn eine neue Technik auf den Markt kommt und zwei Standards in Konkurrenz zueinander stehen - so wie einst VHS und Betamax beim Heimvideo. Wer auf den falschen Standard setzte, stand eines Tages allein da. Heute ist die Anzahl der Geräte, Einsatzzwecke, Hersteller und Standards noch viel grösser - und damit die Chance, dass die schöne Elektronik plötzlich nicht mehr tut, was sie soll.

Einen sicheren Weg, sich vor einseitigen Funktionsveränderungen zu schützen, gibt es nicht, sagt Christof Windeck vom Fachmagazin «c't». Rein rechtlich haben Verbraucher hier nämlich wenig Chancen. Auch die Gewährleistung hilft fast nie: Sie bezieht sich grundsätzlich nur auf das Material und nicht auf Dienstleistungen, die durch Software abgedeckt werden, sagt Verbraucherschützer Gollner. «Da greifen bisherige Rechtsinstrumente nicht gut.» In seltenen Fällen gibt es eine Entschädigung - die Funktion wird dadurch aber nicht wiederhergestellt. Bei der um ihr Linux erleichterten Playstation 3 erhielten klagende Käufer nach langem Prozess 55 US-Dollar.




Das könnte Sie auch interessieren