Hausaufgaben übernimmt die KI

Informatikprofessorin: «Das ist ein lernendes System»

Doch eins steht fest: ChatGPT wird mit der Zeit besser werden. «Das ist ein lernendes System», sagt Informatikprofessorin Katharina Morik von der Technischen Universität Dortmund. Künftig wird es bessere Versionen und auch andere sprachgewandte KI geben, die Anwendungsmöglichkeiten werden also steigen. Und darauf werden die Lehrenden reagieren müssen, findet Morik. «Wir können nicht mehr davon ausgehen, wenn jemand einen schönen Text als Zusammenfassung für die Literatur schreibt, dass er die Literatur verstanden hat.»
Müsste man Studierenden, Schülerinnen und Schülern also verbieten, sich von Künstlicher Intelligenz helfen zu lassen? Spickzettel und Abschreiben ist in Prüfungen schliesslich auch nicht erlaubt. Vorstösse in diese Richtung gibt es anderswo bereits. Die Schulbehörde von New York habe ChatGPT zum Beispiel auf ihren Servern sperren lassen, erzählt GEW-Expertin Bensinger-Stolze. KMK-Präsidentin Busse hält Verbote dagegen nicht für sinnvoll. «Die Frage muss doch eher sein, welche Kompetenzen braucht es, um Künstliche Intelligenz sinnvoll nutzen zu können», sagte sie «Bildung.Table».

Plädoyer für mündliche Prüfungen

«Wir dürfen solche technologischen Innovationen weder kategorisch ablehnen noch verbieten. Viel wichtiger sind klare Regeln und ein sinnvoller, gezielter Umgang mit KI», findet auch Stipberger vom bayerischen Realschullehrerverband. Damit Schülerinnen und Schüler das lernen könnten, müssten aber auch die Lehrkräfte entsprechende Fortbildungen erhalten.
Vielleicht biete die Debatte um ChatGPT auch die Chance, neue Prüfungsmethoden in den Schulen auszuprobieren, sagt Bensinger-Stolze. Mehr kritische Reflexion und Interpretation, weniger reines Abfragen von Wissen. Auch an den Hochschulen werde es künftig mehr darum gehen, gelerntes Wissen auf andere Aufgaben zu übertragen, prognostiziert Morik. «Und wir müssen mündliche Prüfungen machen.» Von Irena Güttel, dpa



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