Wie Streaming den Sound der Popmusik beeinflusst

Wie kommt ein Titel auf die Playlist?

Für die Labels ist es besonders wichtig, Eingang in die Playlisten zu finden. «Es hat sich sehr schnell gezeigt, dass die Playlists ganz wichtige Tastemaker sind», sagt Tschmuck. Doch welchen Einfluss haben Labels auf die Streamingdienste?
Klar werde man von den Labels kontaktiert und stehe in Kontakt mit ihnen, erklärt Maik Pallasch, Leiter der deutschen Spotify-Musikredaktion. «Aber man kann als Lizenzgeber nicht bestimmen, ob und was in die Spotify-Playlists kommt.» Ein Sprecher von Apple Music möchte zur konkreten Zusammenarbeit mit Labels keine Angaben machen, betont aber ebenfalls die Unabhängigkeit der Redakteure, die die Playlisten bestücken. Inzwischen gebe es Tausende solcher kuratierter Listen.
Bei Spotify existieren alleine in Deutschland 400 kurartierte eigene Playlists, die täglich oder wöchentlich von insgesamt sechs Redakteuren neu bestückt werden. Zusätzlich gibt es bis zu 10 persönliche Playlists, die durch Algorithmen den Hörern für sie passende Musik vorschlagen. Insgesamt - samt der von Nutzern erstellten Playlisten - gibt es über zwei Milliarden Listen, wie Pallasch informiert.
Daraus könnte sich eine Art Eigendynamik entwickeln. «Manche Songwriter haben beim Komponieren womöglich den Sound eines bestimmten, bei den Streaming-Anbietern beliebten Genres im Kopf», überlegt Lücke. «Und es wird auf jeden Fall Versuche der Labels geben, Künstler zu suchen, die in bestimmte Playlisten passen.» Frank Briegmann, der Chef von Universal, widerspricht. «Wir wählen Künstler nach ihrem Talent und Potenzial aus», sagt er. Gleichzeitig räumt er ein: «In Genres wie zum Beispiel EDM oder Hip-Hop, in denen der Streaming-Anteil am Geschäft besonders gross ist, werden natürlich auch passende Playlists mit in die Überlegungen einbezogen.»
Wird sich Popmusik dadurch am Ende immer ähnlicher? So weit möchte die Experten nicht gehen. Dieser Vorwurf sei so alt wie die Popmusik selbst, sagt Tschmuck. Felix Jaehn ist sich sicher: «Musik funktioniert nicht nach Mustern, Formeln oder nach logischem Denken.» Und auch Lücke sieht es ähnlich. Man könne zwar viel durch Datenanalysen berechnen, erklärt er. «Aber am Ende gibt es in der Popmusik immer noch den Faktor des Unbekannten - zum Glück.»
Von Lisa Forster, dpa




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