Datenschutz 30.03.2020, 21:52 Uhr

Privatsphäre versus Schutz gegen Coronavirus

Zur Eindämmung des Coronavirus verzichten die Menschen aktuell auf vieles. Eine Lockerung der Auflagen wäre eher möglich, wenn der Staat mehr Daten über seine Bürger sammelt, meint Gesundheitsminister Spahn.
(Quelle: Trismegist san / shutterstock.com)
Es klingt bestechend: Das Smartphone soll zum Mitstreiter gegen das Coronavirus werden. Wer Kontakt hatte zu einem Infizierten, könnte über die Standortdaten seines Mobiltelefons ermittelt und informiert werden.
Im ersten Anlauf ist Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit der Idee gescheitert. Aufgegeben hat er sie noch nicht. Das Thema soll nun bei den Beratungen nach Ostern eine Rolle spielen - wenn es um "eine Zeit nach Corona" geht, in der der Kampf gegen das Virus anhält, die Einschränkungen aber gelockert werden.
Nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gäbe es viel Rückhalt für solche Überlegungen: 50 Prozent sagten, sie hielten die Ortung von Kontaktpersonen von Infizierten für sinnvoll. 38 Prozent fänden das unangemessen. 12 Prozent machten keine Angaben.

Welche Ortungsdaten kann man von Smartphones überhaupt bekommen?

Es gibt im Kern zwei Wege, Informationen über die Position eines Mobiltelefons zu kommen: darüber, in welche Funkzelle es eingebucht ist - also welche Masten Daten übermitteln - , und über Satelliten-Systeme zur Positionsbestimmung wie GPS oder Galileo.
Die Satelliten-Ortung ist auch in der Verbraucher-Version bis auf wenige Meter genau. Durch den Datenschutz in den beiden Smartphone-Betriebssystemen - Googles Android und dem iOS von Apples iPhones - ist der Zugriff auf den GPS-Chip aber nur mit Zustimmung des Nutzers möglich. Deshalb ist die gangbarste Lösung dafür eine App, bei der Verbraucher freiwillig ihre Positionsdaten freigeben.
In einer Funkzelle kann man die ungefähre Position eines Telefons am Abstand zu Sendemasten bestimmen. Allerdings geht das selbst in Innenstädten mit dicht gesäten Antennen nach Angaben von Experten bestenfalls auf etwa 50 Meter genau. In Vororten oder auf dem Land ist das Ergebnis noch weniger präzise. Die Methode wäre damit viel zu ungenau, um Annahmen über eine Ansteckungsgefahr zu treffen. Zudem speichern die Anbieter aktuell nur anonymisierte Positionsdaten. Sobald ein Telefon eine Funkzelle verlässt, verfallen die Informationen, die einem konkreten Nutzer zugeordnet werden können. Will man sie erheben, müssten die Systeme erst umprogrammiert werden.

Würde man jede Kontaktperson sammeln?

Nein. Man müsste die Ergebnisse sinnvoll eingrenzen. "Man kann nach Überschneidungen suchen, wie oft und wie lange jemand an der gleichen Stelle wie jemand anderes war", sagt Fabian Theis, der sich am Münchner Helmholtz Zentrum mit der mathematischen Modellierung biologischer Prozesse beschäftigt. Diese Informationen könne man mit Geoinformationsdaten abgleichen - um etwa herauszufinden, ob an diesem Ort ein Café oder ein Park ist.



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