Polizei und Social Media: Neuigkeiten - und Falschmeldungen

Sichtbare Polizeistreifen im Netz

Für den Kriminologen Rüdiger geht die Polizeipräsenz im Netz sogar noch lange nicht weit genug: Seiten auf Facebook und Twitter vergleicht er mit Polizeiwachen, zu denen die Bürger auf eigene Initiative gehen müssen. Er fordert zusätzlich sichtbare Polizeistreifen im Netz, um das Sicherheitsgefühl dort zu stärken. "Warum gibt es zum Beispiel den Dorfpolizisten für seine Gemeinde nicht auch im Netz?", sagt er. "Wir haben uns als Gesellschaft bislang zu wenig gefragt, welche Rolle die Polizei im Netz grundsätzlich einnehmen soll."
Das Internet habe sich zu einem weitgehend rechtsfreien Raum entwickelt - auch wenn immer wieder das Gegenteil betont werde. "Kaum ein Straftäter läuft eine Strasse entlang, begeht Delikte wie Volksverhetzung oder Beleidigungen und trägt dabei auch noch sichtbar ein Schild mit seinen Namen - im Netz passiert dies aber täglich." Aus seiner Sicht liegt das auch daran, dass es online zu wenig Kontrollen gibt.
Wie diese aussehen könnten, erklärt er an einem Beispiel aus Sachsen: Dort legte die Polizei die Streaming-Plattform KinoTo durch einen Warnhinweis still, dass es sich um illegale Aktivitäten handeln kann. Ähnlich sei das auch in Brandenburg bei einer im Netz angekündigten Party am Wannsee gewesen, bei der die Beamten online zwar betonten, dass sie es "toll finden, eine Party im Freien zu organisieren", aber hinzufügten: Man gehe davon aus, dass der Veranstalter dies beim Naturschutz- und Grünflächenamt angemeldet habe.
In anderen Ländern geht die Polizei andere Wege. In den Niederlanden wurde beispielsweise ein Polizist als Ansprechpartner in einem Online-Spiel für Kinder und Jugendliche eingesetzt, das im Verdacht stand, ein Tummelplatz für Pädophile zu sein. "In Grossbritannien und den Niederlanden sind Tausende von Polizeibeamten im Netz vertreten und dienen direkt als Ansprechpartner für den Bürger im Sinne des sogenannten Community Policing", erzählt Rüdiger. "In Deutschland gibt es nicht einen einzigen Polizeibeamten, der als individueller Polizist dienstlich mit den Bürgern kommuniziert."



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