Erstes deutsches Darknet-Zentrum in altem Bunker ausgehoben
Zahl der Kunden noch unklar
Gegen die sieben Tatverdächtigen - sechs Männer und eine Frau - bestehe der Verdacht der Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung, der Beihilfe zu Hunderttausenden Fällen von schweren Drogendelikten, Falschgeldgeschäften, Datenhehlerei und der Beihilfe zur Verbreitung von Kinderpornos.
Die Zahl der Kunden könne noch nicht abgeschätzt werden, sagte Kunz. Das Darknet ist ein abgeschirmter Teil des Internets. Klar seien aber bereits etliche Marktplätze und Foren, die ihre Straftaten über die Server in Rheinland-Pfalz laufen liessen: Zum Beispiel die Betreiber des weltweit zweitgrössten Darknet-Marktplatzes für Drogen, "Wall Street Market" - den Ermittler im Frühjahr zerschlagen hatten. Über diese Plattform gingen laut Brauer 250.000 Deals mit Betäubungsmitteln. Umsatz 41 Millionen Euro.
Auch der Angriff auf 1,25 Millionen Telekom-Router Ende November 2016 wurde laut Generalstaatsanwaltschaft über einen Server im "Cyber-Bunker" gesteuert. Zum Kundenstammen zählte auch die Seite "Cannabis Road" mit 87 Verkäufern von Drogen aller Art, das Untergrundforum "Fraudsters" mit Tausenden von Drogengeschäften sowie Plattformen wie "orangechemicals", "acechemstore" und "lifestylepharma" für synthetische Drogen.
"Das Material ist gigantisch"
Bei der Zugriffsaktion mit 650 Polizeikräften aus Deutschland und Unterstützung von Spezialeinheiten wie der GSG9 habe es auch Durchsuchungen in Deutschland, in Luxemburg, in den Niederlanden und Polen gegeben. Sechs Personen seien in Traben-Trarbach festgenommen worden, eine in Schwalbach in Hessen. Die Durchsuchungen dauerten teils noch an, sagte LKA-Chef Kunz.
Die technischen und kriminaltaktischen Herausforderungen seien in diesem "herausragenden Verfahren" immens gewesen, sagte Brauer. Das rund 13.000 Quadratmeter grosse Gelände sei umzäunt und bewacht gewesen. Auch das digitale Knacken der Anlage war aufwendig. Hinzu kämen rechtliche Aspekte: Das Betreiben eines Rechenzentrums, das illegale Seiten hostet, sei an sich nämlich nicht strafbar, sagte Brauer. Man müsse den Betreibern daher nachweisen, dass sie das "illegale Verhalten der Kunden kennen und dieses auch fördern".
Die Auswertung der gespeicherten Daten in dem früheren Bunker der Bundeswehr werde Monate oder Jahre dauern. "Das Material ist gigantisch", sagte Kunz. Es sei zu erwarten, dass sich daraus etliche weitere Ermittlungsverfahren ergäben. Auch da sei nationale und internationale Zusammenarbeit gefragt. "Cyber-Kriminelle kennen keine Grenzen."