Beisetzung online buchen 27.10.2016, 10:03 Uhr

Start-up mit dem Tod - Online-Konkurrenz für Bestatter

Eine Beisetzung im Netz zu buchen, scheint vielen Menschen noch befremdlich. Doch immer mehr Start-ups bieten Dienstleitungen des Bestattungsgewerbes im Web an - und machen damit den Offline-Anbietern immer mehr Konkurrenz.
(Quelle: Shutterstock.com/Robert Hoetink)
Wenn von "einem besonders attraktiven Marktsegment" die Rede ist, denkt man eher nicht an Tod und Trauer. Doch genau so beschreibt der Manager eines Berliner Wagniskapitalfonds das Bestattungsgewerbe. Der VC Fonds Kreativwirtschaft Berlin der landeseigenen Investitionsbank und eine Investorengruppe unterstützen seit dem Frühjahr die Start-up-Firma Mymoria. Sie betreibt eine Online-Plattform, die die Planung einer Bestattung "sicher von zu Hause" verspricht, und das "bei voller Kostenkontrolle".

Die Bestattungskosten sind ein heikles Thema für das Gewerbe. Es steht unter dem Generalverdacht, Verzweiflung und Hilflosigkeit Angehöriger auszunutzen, um dicke Geschäfte zu machen. Oliver Wirthmann, der Sprecher des Bundesverbands Deutscher Bestatter, meint dazu: "In diesem Segment gibt es kein Preisgefühl." Statistisch werde man alle 18 Jahre mit dem Tod eines engen Angehörigen konfrontiert, den Kunden fehlten deshalb Erfahrungswerte. Vergleichsportale wie Bestattungen.de und Bestattungsvergleich.de werben damit, günstige Angebote für den Trauerfall zu finden. Mymoria bietet selbst Arrangements an.

Wirthmann als Vertreter der etablierten Branche ist von den Online-Wettbewerbern nicht begeistert: "Viele wissen nicht, dass diese Portale provisionsbasiert sind. Das ist ein grosses Problem", sagt er. "Wir raten davon ab, solche Vergleichsportale zu nutzen. Besser ist ein Preisvergleich von mehreren Bestattern in der Region und dabei Kostenvoranschläge einzuholen."

Verbraucherschützer halten Online-Portale für positiv

Verbraucherschützer halten hingegen neue Angebote von Online-Portalen und Discountern grundsätzlich für positiv. "Wir freuen uns über Alternativen", sagte der Jurist Matthias Wins von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern in Rostock und erinnert an die Optiker, die erst nach Jahrzehnten Konkurrenz durch Filialketten bekamen.

Er erfahre immer wieder von Fällen, in denen sich Hinterbliebene vom örtlichen Bestatter überrumpelt und ausgenutzt fühlten, erzählt Wins. Ein Test vor zwei Jahren habe gezeigt, dass die Unternehmen selten bereit seien, ihre Geschäftsbedingungen offenzulegen. Klar sei aber auch, dass es bei Online-Angeboten ebenso "böse Überraschungen" geben könne.



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