Influencer Marketing, ein Milliardenmarkt

Der deutsche Markt muss mit Überraschungen rechnen

Besonders krass ist das Fraud-Problem in China. Etwa ein Drittel des Engagements sei dort gefakt, erzählte Corinna Bremer, die derzeit in Berlin ihre Firma "China Tech Intelligence" gründet. Allerdings offenbart der chinesische Markt auch einige interessante Entwicklungen. Zum einen sind dort Influencer für ­Online-Shops nahezu unverzichtbar - ­viele von ihnen gelten als Megastars, die mit ihren Tipps die Umsätze in der Mode- und Beauty-Branche signifikant beeinflussen können. Zum anderen geben immer mehr Influencer eigene Kollektionen heraus, werden damit selbst zur Marke. 
Dieses Phänomen kennt man zwar auch aus Deutschland, aber nicht in diesem Ausmass: Rund um chinesische Influencer ist inzwischen eine eigene Indus­trie entstanden, die sich um deren wirtschaftliche Entwicklung kümmert. Chinas grösster Influencer-Inkubator, Ruhan, ist mittlerweile an der Börse gelistet. Medienberichten zufolge setzte eine von Ruhans Influencer-Marken während des Global Shopping Festivals von Alibaba knapp 25 Millionen US-Dollar um - an einem einzigen Tag.
Der deutschsprachige Markt könnte ­also noch einige Überraschungen erleben. "Die vielen verschiedenen Spielarten des Influencer Marketing entwickeln sich mit hoher Dynamik weiter", sagt Schumacher. "Die Gattung gewinnt sukzessive an Relevanz." Dafür sprechen die steigenden Umsätze; der Beautybox-Versender Glossybox investiert beispielsweise mittlerweile 40 Prozent seines Marketingetats in Influencer Marketing. Daneben entdecken auch gesetztere Marken die Disziplin. Denn Studien zeigen, dass auch immer mehr Menschen aus der Zielgruppe der 30- bis 49-Jährigen auf die Botschaften von Influencern reagieren.

Wie verändert sich der Markt durch die Automatisierung?

Die Frage, die sich die Branche derzeit stellt: Wie verändert die Automatisierung den Markt? Eine automatisierte Ausspielung wird es auf absehbare Zeit nicht geben, Bieterverfahren sind dagegen schon denkbar. Auf der Inreach-Konferenz präsentierte Ramzi Rizk, CTO der Foto-App Eye Em, eine Imageanalyse-Datenbank, über die sozusagen für jede Aufgabe und jede Marke der geeignete Influencer automatisiert gefunden werden kann. 
Und der Fotograf Cameron James Wilson erzählte einmal mehr, wie er das digitale Supermodel Shudu erschuf, das auf Instagram heute knapp 200.000 Follower hat. Zahlreiche Marken, darunter Calvin Klein oder Louis Vuitton, werben inzwischen mit Shudu, womit sich die Frage stellt: Sind virtuelle Influencer besser als echte? Cameron James Wilson will sich hier nicht festlegen. Seine Antwort: "Kommt auf die Marke an."



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