Entschädigungen bei Zugverspätungen digital beantragen

Verbraucherschützer fordern zeitgemässe Lösung

Verbraucherschützer fordern seit Jahren eine Möglichkeit für Kunden, ihre Rechte auch online geltend zu machen. "Dass Geschädigte das Fahrgastrechte-Formular ausdrucken und per Briefpost zusenden müssen, ist nicht mehr zeitgemäss, sondern geradezu antiquiert", hatte Verkehrsexpertin Marion Jungbluth vom Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) dem "Handelsblatt" gesagt.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer sprach sich für automatische Entschädigungen von Fahrgästen bei Verspätungen im Bahn- und Luftverkehr aus. "Wir werden die Fahrgastrechte stärken müssen - bei der Bahn, aber auch im Luftverkehr. Das wäre ein Anreiz für mehr Pünktlichkeit", sagte der CSU-Politiker dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag). "Ich wäre für eine automatische Entschädigung bei Verspätungen. Darüber sind wir gerade mit dem Justizministerium im Gespräch."

Scheuer sagte weiter: "Wir wollen, dass die Reisenden zufrieden sind. Und wenn mal etwas schiefgeht, weil ein Zug ausfällt oder es Verspätungen gibt, muss unbürokratisch entschädigt werden."

Der Minister hatte bei Treffen mit der Bahn-Spitze im Januar auf zügige Verbesserungen für Bahnkunden gedrängt. 2018 war im Jahresdurchschnitt jeder vierte Fernzug der Deutschen Bahn zu spät. Der Konzern hatte Verbesserungen zugesagt, auch beim Service.

VZBV-Chef Klaus Müller forderte eine gesetzliche Pflicht zu automatischen Entschädigungen von Reisenden bei Verspätungen im Bahn- und Luftverkehr. "Eine gesetzliche Regelung zu einem verbraucherfreundlichen digitalen Verfahren muss zügig kommen, am besten deutlich vor dem nächsten Weihnachtsurlaub", sagte Müller dem "Handelsblatt". Im digitalen Zeitalter sei dies "überfällig und wäre für Verbraucher ein echter Fortschritt."

Immer mehr Reisende der Bahn nehmen inzwischen ihre Rechte wahr: 2,7 Millionen Reisende füllten im vergangenen Jahr das Fahrgastrechte-Formular aus, 50 Prozent mehr als 2017. Im vergangenen Jahr zahlte das bundeseigene Unternehmen früheren Angaben zufolge im Nah- und Fernverkehr für Entschädigungen insgesamt 53,6 Millionen Euro. Auch die durchschnittliche Entschädigungssumme stieg: Knapp 20 Euro waren es 2018, im Vorjahr noch gut 19 Euro.



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