Streit ums Urheberrecht: Die Nerven liegen blank

"Keine Worte für diesen Irrsinn"

Sein Parteifreund Daniel Caspary geht noch weiter. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament äussert in einem "Bild"-Interview den Verdacht, dass US-Internetkonzerne die Reform mit "gekauften Demonstranten" verhindern wollten. Er behauptet gar, eine Nichtregierungsorganisation biete bis zu 450 Euro für die Teilnahme an den Protesten.
Die CDU/CSU-Gruppe in der EVP-Fraktion verbreitet das zentrale Zitat am Samstag kurz vor Beginn der Demonstrationen über ihren Twitter-Account - und löst damit einen Shitstorm im Internet und Entsetzen auch in den eigenen Reihen aus. "Ich finde für diesen Irrsinn keine Worte mehr", twittert der CDU-Digitalexperte Thomas Jarzombek.
Kann diese Reform noch gestoppt werden? Die Verhältnisse im Europaparlament sind unübersichtlich. Wie viele Abgeordnete sich von dem Protest beeindrucken lassen, ist unklar. Brok sieht die Mehrheit auf der Kippe. "Ich habe die Sorge, dass das am Dienstag schief geht", sagt der CDU-Mann am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. Im Falle einer Ablehnung wäre diese Reform nach seiner Einschätzung tot. Vor der Europawahl im Mai gäbe es keine Möglichkeit der Nachbesserung und danach müsste man von vorne anfangen.

Wird Artikel 13 doch noch gestrichen?

Denkbar wäre aber auch, dass Artikel 13 doch noch gestrichen wird. Diesem Vorgehen müssten die EU-Staaten allerdings nochmal zustimmen. Die SPD hat sich bereits positioniert. Sie beschloss am Samstag auf einem Parteikonvent in Berlin, sich gegen Upload-Filter zu stellen. Die sozialdemokratischen Abgeordneten werden am Dienstag wohl geschlossen Nein zu Artikel 13 sagen.
Sie dürften nicht allein sein. Kein Wunder: Die Europawahlen Ende Mai sind für alle Parteien eine Wegmarke, für die im Umfragetief steckende SPD aber erst recht. Und allen Parteien ist klar, dass die Urheberrechtsreform gerade für junge Leute eine zentrale Frage ist, an der sich auch Wahlen entscheiden könnten.



Das könnte Sie auch interessieren