Autonomes Fahren 01.02.2018, 17:41 Uhr

ETH testet autonome Fahrzeugflotten im «Entchen-Labor »

An der ETH Zürich lernen Studierende autonomes Fahren am Modell mit einer Mini-Taxiflotte: Im Kurs «Duckietown» arbeiten sie gemeinsam mit Studenten in Montreal und Chicago an Problemen, die die Entwickler von selbstfahrenden Autos weltweit beschäftigen.
Die Ente ist nur das Maskottchen: Im Projekt Duckietown brachten Studierende den Robotern autonomes Fahren bei.
(Quelle: Peter Rüegg / ETHZ)
Von Michael Walther / ETH-News
Eine Kamera, ein günstiger Mini-Rechner, ein Chassis, Räder und Led-Lämpchen: Viel mehr braucht es nicht für einen «Duckiebot». So nennen Andrea Censi und Jacopo Tani – Dozenten des neuen Kurses für autonomes Fahren an der ETH Zürich – die kleinen Robotertaxis. Censi und Tani sind Oberassistenten in der Forschungsgruppe von Emilio Frazzoli, Professor am Departement für Maschinenbau und Verfahrenstechnik und weltweit angesehener Spezialist für autonome Systeme.
Am Dienstag haben sie ihr Lehrprojekt «Duckietown» in der Haupthalle der ETH Zürich vorgestellt: Auf jedem kleinen Robotertaxi fährt als Markenzeichen ein Gummientchen mit. Sie kurven autonom durch «Duckietown», eine Modellstatt mit aus Klebeband markierten Strassen, Schildern, Lichtsignalen und Parkplätzen. Die Enten-Taxis stoppen bei Kreuzungen, lassen einander den Vortritt und bremsen, wenn es Stau gibt.

Probleme in Teams lösen

Bis das klappt, brüten die Studierenden tagelang über Hard- und Software. Was wie ein Kinderspiel aussieht, ist hochkompliziert. So kompliziert, dass die Studierenden die Aufgaben nur gemeinsam lösen können. In Gruppen arbeiten sie während eines Semesters an einem Teilgebiet. Der Kurs setzt auf globale Kollaboration. Masterstudierende von der ETH Zürich, der Universität Montréal und dem Toyota Technological Institute in Chicago arbeiten zeitgleich an demselben Projekt.
Censi entwickelte den Kurs zusammen mit Frazzoli und Liam Paull, heute Professor an der Universität Montréal, Ende 2015 am Massachusetts Institute of Technology (MIT). 2017 kam Censi mit Frazzoli an die ETH, wo sie Duckietown weiterentwickeln.
Censi sagt: «Wir legen viel Wert darauf, den Kurs zu einem Gemeinschaftserlebnis zu machen». In Teams koordiniert und unter Zeitdruck ein Grossprojekt zu meistern ist ein Lernziel – und eine Fähigkeit, die in der Industrie gefragt ist. Nicolas Lanzetti, Masterstudent in Robotics and Control, sagt: «Normalerweise lernen wir alleine für unsere Prüfungen. Hier haben wir als Klasse ein gemeinsames Ziel: Am Ende müssen die Gruppenprojekte alle zusammenspielen».
Masterstudentin Sonja Brits ergänzt: «Wir hatten viel Freiheit, wie wir das Projekt anpacken und zusammenarbeiten. Dadurch aber auch eine grosse Verantwortung gegenüber den Mitstudierenden». Censi sieht darin die Zukunft des Lernens: «Die Theorie, das Basiswissen, kann online verfügbar gemacht werden. Das Wertvolle einer Hochschule wie der ETH Zürich ist, dass sich an einem Ort so viele talentierte Fachspezialisten begegnen und zusammenarbeiten».

Autor(in) Computerworld Redaktion




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