Hightech im Zürcher Untergrund

Tasten im Dunkeln

ANYmal ist heil am Grund des Schachts gelandet
Quelle: Daniel Winkler/ETHZ
Das auf drei Jahre angelegte Forschungsprojekt namens THING (subTerranean Haptic InvestiGator) bezweckt, dass Roboter ihre Umgebung besser wahrnehmen können und fähig sind, sich autonom darin fortzubewegen. In der Regel orientieren sich Roboter mit 3D-Kameras und Lasersensoren, diese sind allerdings anfällig für anspruchsvolle Bedingungen – zum Beispiel Wasser am Boden oder Staub in der Luft. Deswegen sehen die Forschenden die Lösung in einer verbesserten haptischen Wahrnehmung – also die Orientierung über den Tastsinn.
Für das Projekt haben sich ETH-Forscher mit Kollegen aus Edinburgh, Pisa, Oxford und Poznan zusammengetan. Alle Hochschulen forschen mit einem Anymal-Roboter und man trifft sich regelmässig. Neben den Tests im Abwasserkanal stehen nächstes Jahr auch solche in einer polnischen Kupfermine an, wo der Roboter bei völlig anderem Klima – in staubiger und heisser Luft auf gerölligem Untergrund – funktionieren soll. Von Seiten der ETH ist das Labor für Robotersysteme vertreten, unter Leitung von Professor Marco Hutter, dessen jahrelange Forschung zu Laufrobotern schon früh von der ETH gefördert wurde – durch ein ESOP-Stipendium sowie durch ein Pioneer Fellowship.
An diesem ersten Testtag ist eine der wichtigsten Fragen, ob sich der Roboter in der Dunkelheit der Kanalisation überhaupt orientieren kann. Anfangs tragen zwei Helfer grosse LED-Lampen, um uns allen eine gute Sicht zu ermöglichen. Dann ordnet Fankhauser an, das externe Licht abzustellen, und funkt nach oben, man solle den Roboter anweisen, sein eigenes Licht zu benutzen. In der Dunkelheit hilft der Tastsinn, aber nicht nur. «Der Roboter scannt mit Hilfe von Lasersensoren und Kameras seine Umgebung und soll anhand von Ungleichmässigkeiten im Beton erkennen, wo er gerade ist», erklärt Hutter.
Dann leuchten nur noch die kleinen, runden LED-Lichter am «Kopf» des Roboters. Nun ist die Endzeitstimmung perfekt: die Dunkelheit, das Rauschen des Wassers, das elektromechanische Klirren, die Augen des Roboters. «Wie ein Rottweiler», sagt einer und durchbricht damit die kurzzeitig beängstigende Stille.

Autor(in) Andres Eberhard, ETH-News




Das könnte Sie auch interessieren