Was «Pokémon Go» für das Business bedeutet


Tourismus, ÖV, Navigation


Schweizer Unternehmen und Organisationen haben eine vergleichsweise lange Historie mit Augmented Reality. Vor fast sechs Jahren lancierte PostAuto Schweiz eine App, mit der sich Informationen zu über 280 Ausflugstipps und Sehenswürdigkeiten in das Sucherbild der Telefonkamera einblenden lassen. Der «FreizeitKlick» genannte Dienst ruft ortsbezogene Daten aus einer landesweiten Datenbank ab.

Ebenfalls im Bereich Tourismus und Service ist die App «Departures Switzerland» der Zürcher Taktil Software angesiedelt. Sie ist seit 2013 auf dem Markt und blendet die Abfahrzeiten der meisten ÖV-Linien der Schweiz in das Telefondisplay ein. Für die App wurde Taktil Software damals von Apple mit dem «Best of 2013 Award» ausgezeichnet. Eine vergleichbare App (Departures NYC) für die New-Yorker Busbetriebe MTA (Metropolitan Transportation Authority) wurde Anfang Jahr ebenfalls prämiert.

Seit 2012 entwickelt das Start-up WayRay aus Lausanne Anwendungen für das vernetzte Auto. Das Produkt «Navion» ist ein Augmented-Reality-Navigationssystem. Ein Mini-Projektor für das Armaturenbrett wirft ein holografisches Bild auf die Windschutzscheibe, so dass die wirkliche Strasse mit einer virtuellen Strecke überlagert wird. In einer Kooperation mit dem IT-Dienstleister Orange Business Services kommerzialisiert WayRay das System seit Ende 2015 zunächst auf dem US-amerikanischen Markt. Orange Business Services zählt unter anderem Peugeot Citroën, Renault und Tesla zu seinen Kunden.

Technologie und Akzeptanz (Hype)

Die drei Schweizer Lösungen zeigen, dass Technologie für Augmented Reality ausreichend vorhanden ist. Ein universelles Werkzeug ist die App «Layar», auf der auch die PostAuto-Anwendung basiert. Unternehmen können für die App eine Ebene bereitstellen, in der eigene Informationen in das Kamerabild von Smartphone-Usern eingeblendet werden. Für den professionellen Bereich, etwa in der Logistik oder der Industrie, haben die grossen IT-Anbieter Produkte parat, etwa HoloLens (Microsoft), Magic Leap (Google), Metaio (Apple) oder Oculus VR (Facebook).

Nun sind die Schweizer Anwenderunternehmen gefragt, eigene Anwendungen zu kreieren. Die Anbieter hinter den Schweizer Apps, das «Game Technology Center» der ETH Zürich oder Disney Research Zürich haben sicher noch Ideen in der Hinterhand, die bis anhin an der Akzeptanz der Verbraucher scheiterten. Nun aber sind die User bereit für die virtuell angereicherte Realität, was der riesige Zuspruch zu «Pokémon Go» eindrücklich beweist. Wer schnell genug handelt und eine clevere App lanciert, kann von dem Hype um das Handy-Game profitieren – allenfalls auch finanziell. Die Aktie des Spielekonzerns Nintendo konnte innerhalb nur einer Woche um über 50 Prozent an Wert gewinnen.




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