Computerspiele machen Rentner zum Netz-Hit

Moderne Technik im Alter

Als Ursula Cezanne danach mit ihrer Freundin gemeinsam ein anderes Spiel spielt, kriegen sich die beiden kaum ein. Das Gerät, mit dem man mit Bewegungen in der Luft Kühe melken oder sich rasieren kann, brummt in der Hand. «Das ist ein Altenheim-Vibrator!» Grosses Gegacker. Wenn die beiden gemeinsam nach Hause fahren, haben sie wieder eine Menge zu erzählen. Ob es Videospiele in Altenheimen geben sollte? Unbedingt, finden sie. «Genau das ist es!»
Tatsächlich tut sich in Sachen Computer und moderne Technik im Alter gerade einiges. In Norddeutschland gab es schon ein Modellprojekt in Pflegeheimen, mit Spielen zum Fithalten für Ältere. Die Ergebnisse des Hamburger Projekts mit der «Memorebox» seien vielversprechend gewesen, berichtet die Krankenkasse Barmer. «Es soll nun in etwa 100 weiteren Pflegeeinrichtungen zum Einsatz kommen.» Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf wird untersucht, ob ein spezielles Postboten-Spiel bei einer Vorstufe der Demenz helfen kann.

Gefühl von Sicherheit

Die Altersforscherin Prof Adelheid Kuhlmey von der Berliner Charité verweist auf die guten Erfahrungen, die es bei Demenzkranken und der Nutzung von Tablets gibt. Diese können als Fotoalben beim gemeinsamen Erinnern helfen oder geben ein Gefühl von Sicherheit, wenn die Tochter auf Weltreise ist und mit der dementen Mutter über eine Video-Schalte sprechen kann.
Computerspiele können sich im Schwierigkeitsgrad den kranken Menschen anpassen. So wird Frust vermieden. Mediziner können mit den Daten den Verlauf des Gedächtnisverlusts beurteilen. Auch bei Gesunden ist es laut Kuhlmey wichtig, im Training zu bleiben: «Das Gehirn ist wie ein Muskel, den man trainieren kann.» Technik dürfe alte Menschen nicht ausgrenzen. «Wichtig ist, dass das Zeitalter, in dem man speziell für Alte etwas entwickelt hat, vorbei ist.» Es gebe ja auch keine Kühlschränke für Senioren.
Evelyn Gundlach mag nicht nur die Computerspiele im Studio, sie spielt auch an ihrem eigenen Tablet, Rommé oder Solitaire. Sie hat fünf Enkel und drei Urenkel, die seien ganz stolz. Aber was die Leute daran witzig finden, anderen im Internet beim Spielen zuzugucken, ist ihr schleierhaft: «Was ist denn daran lustig?» In ihrer Familie ist die 87-Jährige die Einzige, die sich für Computerspiele begeistert. «Ich bin heilfroh, dass ich das machen kann. Ich möchte es nicht mehr missen.» Von Caroline Bock, dpa




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