Medienkonzerne setzen auf Web-Portale und "Streaming-Champions"

Stepstone ist ein Wachstumstreiber

Der Medienkonzern Axel Springer setzt nicht zuletzt auf Online-Portale für Immobilien und Jobs. Die Stellenbörse Stepstone ist ein Wachstumstreiber. Durch die Rubrikenangebote, die unter der Unternehmenssparte Classifieds Media zusammengefasst werden, will das Medienunternehmen ("Bild" und "Welt") das rückläufige Geschäft im Zeitungsbereich ausgleichen.

Gleichzeitig hofft der Konzern auf zunehmend mehr Kunden bei den Digitalabos von "Bild plus" und "Welt plus". Mit seinen digitalen Aktivitäten erzielte der Konzern im vergangenen Jahr mehr als 70 Prozent seines Umsatzes und mehr als 80 Prozent seines bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen.

Springer-Chef Mathias Döpfner will das Digitalgeschäft in Zukunft noch stärker vorantreiben und den Medienkonzern zu einem "weltweit führenden Anbieter von digitalem Journalismus und digitalen Rubrikenangeboten" machen. Der geplante Einstieg des Finanzinvestors KKR, der für mindestens fünf Jahre am Unternehmen beteiligt bleiben will, soll dabei helfen.

RTL fährt eine andere Strategie

Von den drei grossen auf dem deutschen Markt aktiven Medienhäusern hält sich nur die RTL-Gruppe bei Rubrikenangeboten zurück. Die Luxemburger, deren Deutschlandzentrale in Köln ist, fahren eine andere Strategie. "Total Video" heisst die Unternehmenslosung, was für eine Ausrichtung auf Videoinhalte steht.

Zentral dafür ist der Ausbau der Streaming-Plattform TV Now. RTL-Chef Thomas Rabe will in den europäischen Ländern mit starken Senderfamilien, wie Deutschland und Frankreich, "nationale Streaming-Champions" aufbauen. Dabei soll auch die eigene Filmproduktionsfirma Fremantle helfen, bei der zum Beispiel die Fantasy-Serie "American Gods" entsteht.

Dass Investitionen in neue, digitale Angebote nicht immer von Erfolg gekrönt sind, zeigt die Entwicklung von Stylehaul. RTL hatte seine Anteile an dem auf YouTube aktiven Netzwerk aus Mode- und Beauty-Bloggern 2014 erhöht und es 2017 vollständig übernommen - insgesamt gab der TV-Sender dafür rund 100 Millionen Euro aus. Weil das Geschäftsmodell nicht aufging, soll Stylehaul nun in der zweiten Jahreshälfte 2019 eingestellt werden. Stattdessen will sich RTL auf die Berliner Videovermarkter Divimove und die schwedische United Screens konzentrieren.

Der Wettlauf um Ideen und Innovationen rund um die Videovermarktung wird durch Quibi angeheizt: Der Videodienst will die Lücke zwischen YouTube und Netflix füllen und Filme auf das Smartphone zuschneiden. Hinter Quibi stehen der Filmproduzent Jeffrey Katzenberg, der die Dreamworks Animationsfilmstudios mitgründete und das grüne Monster "Shrek" in die Kinos brachte, und die ehemalige eBay- und HP-Chefin Meg Whitman. "Etwas Cooles kommt aus Hollywood und dem Silicon Valley", kündigt die Webseite des Unternehmens aus Los Angeles an. In den Ohren traditioneller Fernsehsender dürfte es eher nach einer Drohung klingen.




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