Schöne Aussichten

König Fussball schönt die Prognose

Das «Bauchgefühl» der von Computerworld und IDC befragten Wirtschaftsführer, wird von aktuellen Zahlen der KOF wirtschaftswissenschaftlich untermauert. In der Frühjahrskonjunkturprognose geht die Forschungsstelle von einem breit abgestützten Aufschwung aus. So soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Schweiz 2018 um 2,5 Prozent zulegen und auf fast 691 Milliarden Franken anschwellen. Dem Aufschwung wird von der KOF zudem eine gewisse Nachhaltigkeit attestiert. Denn auch für 2019 rechnen die Wirtschaftsweisen von der ETH Zürich mit einem BIP-Wachstum von 1,8 Prozent.
Die relativ hohe BIP-Wachstumszahl ist allerdings nur teilweise «hausgemacht». So werden neuerdings auch die Einnahmen gewichtiger internationaler Sportverbände mit Sitz in der Schweiz in die Rechnung mit einbezogen. Da heuer sowohl Olympische Winterspiele stattfan­den als auch eine Fussballweltmeisterschaft ansteht, fliesst mächtig Geld aus Fernsehrechten in die Kassen des Internationales Olympisches Komitee (IOC) und der Fédération Internationale de Football Association (FIFA). Allein die WM in diesem Sommer könnte 5,6 Milliarden Franken an Einnahmen für die FIFA generieren, berichtete Yngve Abrahamsen, Sektionsleiter Schweizer Konjunktur der KOF, während der Präsentation der neusten Zahlen. Die KOF schätzt folglich die damit verbundene zusätzliche Wertschöpfung auf 0,3 des BIP. Da nächstes Jahr kein grösserer Sport-Event über die Bühne geht, rechnet die KOF mit entsprechend tieferem BIP-Wachstum. Ohne die Sportveranstaltungen würde die KOF mit einem diesjährigen BIP-Wachstum von 2,2 Prozent und 2019 von 2,1 Prozent ausgehen.
«Wir erleben somit im Zwei-Jahres-Rhythmus Schwankungen beim BIP-Wachstum», betont Abrahamsen. Als Grund für den nun spürbaren Einfluss der Sportveranstaltungen seien die in letzter Zeit massiv gewachsenen Lizenz­gebühren für die Fernsehübertragungsrechte. Früher sei dies im Rahmen von BIP-Prognosen eine zu vernachlässigende Grösse gewesen. Abrahamsen weist darauf hin, dass Institutionen wie die
Steuerbehörden, die ihre Budgetplanung auf die BIP-Zahlen abstützen, aufpassen müssten. «Wenn die internationalen Sportorganisationen ja in der Schweiz Steuern zahlen würden, spielte das keine Rolle. Aber sie zahlen nun mal keine.»
Daneben ist laut KOF an der Wechselkursfront weiterhin Entspannung angesagt. «Wir rechnen mit einem Wechselkurs von Fr. 1.165 für 1 Euro», sagt Abrahamsen. Mit positiven Impulsen für Schweizer Unternehmen. Diese können ihm zufolge ihre Preise für Exportgüter erhöhen und auch höhere Margen erzielen, die seit der Aufhebung der Mindestwechselkursgrenze sehr unter Druck gekommen waren.

Unsicherheitsfaktor USA

Kopfzerbrechen bereitet den KOF-Mitarbeitern derweil, welche Auswirkungen die Handels-
und Steuerpolitik der USA auf die Konjunktur­entwicklung weltweit und in der Schweiz haben wird. Die Steuerreform auf der anderen Seite des Atlantiks dürfte die Binnennachfrage und Investitionstätigkeit US-amerikanischer Firmen stimulieren. Auch europäische und Schweizer Firmen könnten von einer grösseren Exportnachfrage profitieren. Allerdings könnten die Effekte der US-amerikanischen Steuerreform rasch abnehmen, was schliesslich zur Folge hätte, dass die US-Notenbank die Leitzinsen schneller erhöhen könnte als angenommen.



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