Wenn der Schwarm die Kredite vergibt

Professionelle Investoren mischen mit

Im letzten Jahr besorgten sich Privatpersonen über Crowdlending durchschnittlich 30’000 Franken pro Kredit – während ein Geldgeber im Schnitt 4’000 Franken in einen Privatkredit investierte. Bei den Geldvergaben an Unternehmen betrug ein einzelner KMU-Kredit 300’000 Franken, die Investoren wendeten pro Geldvergabe im Schnitt 17’000 Franken auf. Es waren also in der Regel mehrere Parteien nötig, um einen einzelnen Kredit zu finanzieren. Laut der Studienautoren ist die Aussagekraft dieser Mittelwerte aber aufgrund der starken Dynamik des Crowdlending-Marktes eingeschränkt. «Wir gehen davon aus, dass der Anteil an professionellen Investoren weiter zunehmen wird. Das wird wohl dazu führen, dass beim Crowdlending immer mehr Kredite von nur einem Geldgeber übernommen werden», so Simon Amrein, Co-Autor der Studie und Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Hochschule Luzern.
“Beim Crowdlending werden in Zukunft wohl immer mehr Kredite von nur einem Geldgeber übernommen„
Simon Amrein, Senior Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Finanzdienstleistungen Zug

Entwicklung mit Kehrseite?

Pro Einwohnerin und Einwohner wurden 2018 in der Schweiz rund 30 Franken über Crowdlending verliehen. Das ist deutlich weniger als in den führenden Märkten der USA und Grossbritanniens. In den USA wurden im Jahr 2017 bereits 38,7 Milliarden Franken über Crowdlending-Plattformen umgesetzt. Das entspricht einem Pro-Kopf-Kredit von rund 71 Franken. In Grossbritannien waren es im gleichen Jahr 5,9 Milliarden, was einer durchschnittlichen Kreditaufnahme von 89 Franken pro Person entspricht. «Die Schweiz liegt gegenüber den ganz grossen Märkten zwar zurück, ist den europäischen Nachbarländern aber eher voraus», sagt Amrein.
Wenn sich das Crowdlending weiter stark entwickelt und die Grössenordnung von einer Milliarde erreicht, wird es für institutionelle Investoren wie Stiftungen und Fonds noch attraktiver, sich hier zu beteiligen. Die Kehrseite: das Crowdlending könnte sich weiter vom ursprünglichen Gedanken der Schwarm-Finanzierung entfernen.
Hinweis: Dieser Artikel wurde zunächst auf der News-Seite der Hochschule Luzern publiziert und stammt von Saverio Genzoli.

Autor(in) Computerworld Redaktion




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