Deliveroo, Lieferando und Co 04.07.2019, 09:31 Uhr

Schlechte Arbeitsbedingungen bei Online-Lieferdiensten?

Online-Lieferdienste wie Deliveroo oder Lieferando gelten vor allem in grossen Städten als zukunftsträchtig. Gewerkschafter kritisieren schlechte Arbeitsbedingungen der Fahrer.
Online-Lieferdienste wie Deliveroo gelten vor allem in grossen Städten als zukunftsträchtig.
(Quelle: Deliveroo)
Die Radfahrer mit ihren bunten Jacken und würfelförmigen Rucksäcken bedienen einen boomenden Markt: Online-Lieferdienste wie Deliveroo oder Lieferando gelten vor allem in grossen Städten als zukunftsträchtig. Gewerkschafter kritisieren schlechte Arbeitsbedingungen der Fahrer. Es fehle etwa "eine echte Entschädigung für eingebrachte Arbeitsmittel, also Handy, Fahrrad, Kleidung", sagt Christoph Schink, der in der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für die sogenannten Rider der Lieferdienste zuständig ist.
Ausserdem klagen viele Radler laut Schink über die Jacken, die ihr Arbeitgeber stelle. Auch Lohn und Zeitdruck seien Kritikpunkte, die ihm viele Fahrer genannt hätten. Die Anbieter bestreiten den Vorwurf schlechter Arbeitsbedingungen.

Deliveroo versus Lieferando

In deutschen Grossstädten konkurrieren inzwischen vor allem zwei grosse Anbieter. Kunden bestellen bei Deliveroo oder Lieferando per App Gerichte von Restaurants in der Nähe. Die Rider holen das Essen ab - in der Regel mit dem Fahrrad - und bringen es gegen ein paar Euro Gebühr dem Kunden nach Hause. Deliveroo hat seinen Hauptsitz in Grossbritannien, unter anderem Amazon als Investor und ist in fünf deutschen Städten aktiv.
Lieferando bedient zehn Städte in Deutschland und gehört zum niederländischen Unternehmen Takeaway. Das hat im Frühjahr unter anderem die für ihr grelles Pink bekannte Marke Foodora übernommen und führt ihre Dienste jetzt unter Lieferando weiter.

Die Anbieter stellen den Fahrern in der Regel Jacken und Rucksäcke im Firmen-Design zur Verfügung: orange-weiss bei Lieferando und grün-silber bei Deliveroo. Fahrräder und Handys müssen die meisten Rider bei Deliveroo selbst mitbringen. Dafür bekommen sie eine Pauschale. "Diesen Betrag kann ich dann bei einem Partner für Fahrradteile benutzen und kann da einkaufen", sagt Schink. Für die Lieferfahrer - häufig passionierte Radfahrer - genüge das aber oft nicht. "Viele sagen, das ist keine echte Entschädigung, sondern das ist so ein Feigenblatt." Lieferando-Fahrer müssen ebenfalls ihr Handy und manchmal auch ihr Rad selbst mitbringen. In vielen Städten stattet das Unternehmen nach eigenen Angaben seine Fahrer aber bereits mit E-Bikes aus.

Die gestellten Jacken der Anbieter seien zudem im Winter nicht warm genug, kritisiert Schink. Gerüchte, nach denen die Fahrer gezwungen seien, sie trotzdem immer zu tragen, um erkennbar zu sein, weist ein Deliveroo-Sprecher vehement zurück: "Kein Fahrer wird gezwungen, Deliveroo-Ausrüstung zu tragen - im Vertrag steht sogar ausdrücklich, dass sie bei der Arbeit tragen und benutzen dürfen, was immer sie möchten." Ausserdem entwickle man die Jacken laufend mit Experten weiter.



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