Kundenbindungsprogramme 15.09.2020, 02:45 Uhr

Lidl bringt digitale Kundenkarte: Rabatte gegen persönliche Daten

Kundenbindungsprogramme sind inzwischen in fast allen Branchen üblich. Auf dem Lebensmittelmarkt aber zeigten sich trotz aller Vorteile die grossen Discounter lange zurückhaltend - bis jetzt.
(Quelle: shutterstock.com/Vytautas Kielaitis)
Die Welt der Bonusprogramme bekommt prominenten Zuwachs: Fortan bietet auch Deutschlands grösster Discounter Lidl seinen Konsumenten digitale Kundenkarten an - und folgt damit auf dem umkämpften Lebensmittelmarkt ähnlichen Beispielen von Konkurrenten wie der Rewe- (Payback) und der Edeka-Gruppe (Deutschlandcard).
Lidl hatte ebenso wie Aldi bisher auf ein solches System verzichtet - und legt nun einen Kurswechsel hin. Man halte dies für den passenden Zeitpunkt, ein Kundenbindungsprogramm einzuführen, sagt Lidl-Digital-Geschäftsführer Dominik Eberhard.
Neue Mitglieder sollen ab sofort mit Extrarabatten und exklusiven Angeboten geködert werden - im Gegenzug für persönliche Daten.

Willkommensrabatt ab einem Einkauf von 30 Euro

Den Kunden winkt nach erfolgter Online-Registrierung in der "Lidl-Plus"-App auf dem Smartphone ein Willkommensrabatt ab einem Einkauf von 30 Euro, zudem soll es direkte Preisvorteile für einzelne Produkte und Gewinnspiele in Form digitaler Rubbellose geben. Ein System, das sich bei Tests des Bonusprogramms in Berlin und Brandenburg bewährt habe, heisst es. Zunächst müssen die Rabattcodes auf dem Handy aktiviert werden.
Um dann auch von günstigeren Angeboten zu profitieren, müssen Kunden - ähnlich wie bei der Konkurrenz - an der Kasse ihre App öffnen und dort einen automatisch generierten Code abrufen; dieser wird vor einen Scanner gehalten.

Preisnachlässe bei Produkten

Das Motto beim Discounter: Wer mehr einkauft, bekommt auch mehr Preisnachlässe bei mehr Produkten. Ein klarer geldwerter Vorteil also vor allem für Stammkunden? Nicht unbedingt, sagen Verbraucherschützer. Denn was auf den ersten Blick nach dem ganz grossen Sparanreiz klingt, kann sich für die Kunden schnell auch als teures Vergnügen entpuppen.
Es stelle sich die Frage, ob durch "geschicktes Bewerben" nicht mehr gekauft werde als eigentlich benötigt, sagt die Landesbeauftragte für Datenschutz in Schleswig-Holstein, Marit Hansen. Sie betont, Rabattsysteme seien aus Sicht der Unternehmen letztlich kein Zuschussgeschäft.



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