Insolvenzanträge häufen sich in der Mode- und Textilbranche

Auch vor der Krise in den roten Zahlen

Die Krise trifft eine ohnehin geschwächte Branche. Bereits in den ersten neun Monaten dieses Jahres zählte Euler Hermes acht Grossinsolvenzen im Modehandel. Gegenüber dem Vorjahr sei dies eine Zunahme um rund 166 Prozent, betonte der Kreditversicherer - und das in einer Zeit in der die Insolvenzrate in Deutschland rückläufig war.

Die Branche kämpft seit Jahren mit einem tiefgreifenden Strukturwandel - dem Aufstieg von Textildiscountern wie Primark sowie dem Siegeszug des Online-Handels. Viele klassische Textilgeschäfte steckten deshalb schon vor der Pandemie in Schwierigkeiten, wie der Kreditversicherer betonte.

Dieses Jahr war dann ein rabenschwarzes Jahr für die Branche. Euler Hermes schätzt die Umsatzverluste der Textilhändler wegen der Pandemie auf rund 12 Milliarden Euro - fast ein Fünftel des Jahresumsatzes. Die Corona-Krise wirkte wie ein Katalysator und legte Stärken, aber auch Schwächen der einzelnen Unternehmen erbarmungslos offen.

Tom-Tailer-Chef erteilt Rabattaktionen Absage

Krisengewinner war vor allem der Online-Handel. Und dessen Aussichten seien auch 2021 gut, heisst es bei Euler Hermes. Wichtig für die Händler sei deshalb aktuell vor allem ein Online-Standbein. "Wer sich schon vor der Pandemie gut auf den Strukturwandel vorbereitet und investiert hatte, konnte vom Online-Boom in Zeiten von Covid profitieren", betonte der Branchenkenner. Wer diesen Trend verpasst habe, dessen Zukunft hänge am seidenen Faden. "Es wird also weiterhin Insolvenzen geben", ist Van het Hof sicher.

Die Händler suchen unterdessen nach einem Weg, um das Beste aus der schwierigen Situation zu machen. Dass die Antworten auf Herausforderungen der Pandemie dabei denkbar unterschiedlich ausfallen, zeigt wohl nur, wie beispiellos die Herausforderungen sind. Tom Tailor-Chef Gernot Lenz etwa erteilte im Branchen-Fachblatt "Textilwirtschaft" grossen Rabattaktionen eine klare Absage: "Es wird auf alle Fälle keine massiven Reduzierungen geben", kündigte er an.

Deutschlands letzte grosse Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof geht einen ganz anderen Weg. Sie startete nach eigenen Angaben nach dem Start des Teil-Lockdown "die grösste Rabattaktion ihrer Geschichte".




Das könnte Sie auch interessieren