Die grosse DHL-Strategie: Wie der Konzern die Krisen bewältigen will

"Verdaubar - aber unschön"

Das überraschende Aus war jedoch nicht die erste Nachricht des Jahres, die die Post eigentlich lieber nicht verkündet hätte: Zuvor kassierten die Bonner bereits ihre erst zum Jahresbeginn eingeführte Portoerhöhung für Privatkunden-Pakete - auf Druck der Bundesnetzagentur, die die Preise für zu hoch hielt. Dadurch entgeht der Post nach eigenen Angaben pro Monat etwa ein siebenstelliger Betrag. Das sei "in den Gesamtkosten verdaubar - aber unschön", so Post und Paket-Vorstand Tobias Meyer.
Weil Menschen immer mehr Waren online bestellen, ist das Paketgeschäft für die Post hingegen ein sicherer Wachstumstreiber - eigentlich. Anders als bei Briefen, gibt es hier allerdings auch viel stärkeren Wettbewerb. Nicht nur von klassischen Zustellern wie Hermes oder DPD, sondern zunehmen auch durch Amazon. Der bisherige Grosskunde emanzipiert sich zunehmend vom gelben Riesen und stellt seine Pakete selber zu. Die Post erwartet deshalb künftig ein etwas schwächeres Wachstum beim Paketvolumen, das 2019 bei knapp vier Prozent lag.

Leichte Erholung in China

Als wären das nicht schon genug Herausforderungen, bleibt natürlich auch die Post nicht vom grassierenden Coronavirus verschont. Für Februar schlug die Epidemie, die vor allem das Fracht- und Express-Segment trifft, mit rund 60 Millionen Euro zu Buche. "Alles andere ist spekulativ. Da wäre ich eher Weissager, als dass ich das wüsste", so Appel.
In China, wo die Zahl der Neuinfektionen bereits abnimmt, spüre man immerhin schon eine leichte Erholung. Im Post-Tower in Nordrhein-Westfalen, wo die Zahlen der Erkrankten noch rege steigen, ist Besuch dagegen nur noch willkommen, wenn er unbedingt notwendig ist. Ob Postboten, die sich vor Ansteckung fürchten, zuhause bleiben dürfen, liessen die Verantwortlichen offen.
Wenn fünf Milliarden also in unerreichbare Ferne rücken, wie soll der operative Gewinn 2020 dann stattdessen aussehen? Wachsen werde er auf jeden Fall, meint Finanzvorständin Melanie Kreis. "Da müsste Corona schon wirklich extreme Auswirkungen haben, dass wir das nicht erreichen."



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