Wettbewerber, Kritik, Corona
10.03.2020, 14:14 Uhr
Die grosse DHL-Strategie: Wie der Konzern die Krisen bewältigen will
Das Ende des Streetscooters, eine Doch-Nicht-Portoerhöhung, starke Rivalen und natürlich Corona: Die Deutsche Post steht in diesen Wochen mächtig unter Druck. Der Konzern will alldem trotzen - doch ohne Einschränkungen geht es nicht.
Die Coronavirus-Krise bekommt die Post bei DHL Express und im DHL-Frachtgeschäft vor allem bei Transporten von und nach China zu spüren.
(Quelle: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa)
Der Streetscooter rollt bald nicht mehr vom Band, Amazon bringt immer mehr Pakete selbst zum Kunden und die Corona-Krise hält die Welt in Atem: All das belastet die grossen Ziele, die sich die Deutsche Post für 2020 gesetzt hat.
Ist es da legitim, sich noch für die Erfolge der vergleichsweise entspannten Vergangenheit zu feiern? Fragt man die Post, ist es das. Der Erfolg sei schliesslich die Basis, um mit diesen Herausforderungen umzugehen. "Unser Immunsystem als Firma ist sehr intakt", sagte Post-Chef Frank Appel am Dienstag im "DHL Innovation Center" in Troisdorf, wo er neben der Front eines blankpolierten DHL-Lasters am Dienstag die Zahlen für 2019 präsentiert. Journalisten auf Barhockern zwischen "Trend Cube" und gläserner "Solutions Box" - ein 25 Jahre alter Riese will hier ein bisschen Start-up spielen.
"Ohne Corona und den Streetscooter"
Auf dem Papier gilt die Fünf-Milliarden-Euro-Prognose für den operativen Gewinn in 2020 zwar weiterhin, aber nur "ohne Corona und den Streetscooter" - und diese Welt gibt es bekanntlich nicht mehr. Für das vergangene Jahr kann die Post aber noch auf ein solides Geschäft zurückblicken: Das Konzernergebnis legte um gut 26 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zu. Der Umsatz stieg - wie bereits bekannt - um knapp drei Prozent auf 63,3 Milliarden Euro. Aktionäre der Post dürfen sich zudem über zehn Cent mehr Dividende freuen als im Jahr zuvor: Mit 1,25 Euro je Aktie fällt diese höher aus als erwartet.
Für das Ende des eigenen Elektrotransporters Streetscooter, dessen Produktion die Post in den kommenden Monaten stoppen will, veranschlagt man 300 bis 400 Millionen Euro. Vergeblich hatte der Konzern über lange Zeit versucht, geeignete Partner zu finden. Nun soll die einstige Hoffnung zur Bestandsflotte degradiert werden. Den Eigenbedarf an emissionsfreien Fahrzeugen wird das nicht decken.