Logistik im E-Commerce 14.04.2016, 16:55 Uhr

Fulfillment: Das ausgelagerte Lager

Fulfillment-Dienstleister rüsten sich für das erwartete E-Commerce-Wachstum mit der Automatisierung des Lagers und zusätzlichen Dienstleistungen für Online-Shops.
(Quelle: Hermes Fulfilment)
Hängend oder liegend? Die Frage weist auf den wesentlichsten Unterschied bei der Lagerhaltung für Mode-Shops gegenüber anderen Produkten hin. Denn Kleidung muss sehr häufig hängend gelagert werden, um sie in einem guten Zustand ausliefern zu können. "Ein Lager für Hängendware ist aufwendiger als ein herkömmliches Lager. Es erfordert mehr Platz und spezielle Vorrichtungen", erklärt Ingo Heinze, Geschäftsführer von Modotex.
Die Online-Vertriebsagentur für Mode wurde 2007 gegründet und ist heute weltweit aktiv. Schwerpunkt ist der Modevertrieb über internationale Marktplätze. Das Serviceportfolio umfasst die automatisierte Produktbeschreibung in 15 Sprachen, die Vermarktung, das Reporting, den Kunden-Support und die Abwicklung der Logistik.
Nach Heinzes Erfahrung haben selbst grosse Anbieter wie Amazon mit ihrem Fulfillment-Service hier so ihre Probleme. Vorreiter in Sachen Modelogistik ist in seinen Augen ganz klar Arvato, andere seien erst später auf den Fashion-Zug aufgesprungen. Aber auch DHL und Hermes hätten in der Zwischenzeit hier Kompetenzen aufgebaut. Dazu kommt, dass sich Lager für Hängendware nicht so leicht ­automatisieren lassen. "Deswegen trauen sich da viele Anbieter auch nicht wirklich ran", so Heinze.

Investitionen in die Automatisierung

Hermes Fulfilment lagert auf Kundenwunsch auch Hängendware am Standort Südhafen in Haldensleben, den das Unternehmen gerade technisch modernisiert hat. In einer 30.000 Quadratmeter grossen Halle wird dort Ware für externe Kunden, die nicht zur Otto-Gruppe gehören, gelagert, kommissioniert und verpackt. Der Standort bietet 60.000 Lagerorte für hängende Konfektion und 540.000 Lagerorte für Liegeware. Von dort aus versendet Hermes Fulfilment Artikel für Online-Shops, die in einen Standardkarton oder in eine Versandtüte passen, vorwiegend ­Waren aus den Bereichen Fashion sowie Home and Living.
Investiert wurde vor allem in die Kommissionier- und Sortiertechnik, zum Beispiel in ein fahrerloses Transportsystem. Es befördert die Wannen mit den Bestellungen aus dem Kommissionierlager zur Übergabestation, wo sie auf die Fördertechnik gehoben werden. Bislang erfolgte die Abwicklung im Südhafen manuell.
Ein Grund für die Automatisierung: Hermes Fulfilment erwartet eine Zunahme von Online-Bestellungen und erhöhte die Abwicklungsmenge im Südhafen von bislang zwölf Millionen auf 35 Millionen Stück pro Jahr.

Grösse des Händlers entscheidend für Dienstleister

"Durch die Verdreifachung unserer Durchsatzkapazität erreichen wir zwei Vorteile: Der Stückpreis pro abgewickeltem Teil wird niedriger. Und dank der Technikunterstützung verbessert sich die Produktivität der Mitarbeiter und verkürzen sich die Durchlaufzeiten", erklärt Dieter Urbanke, Vorsitzender der Geschäftsführung bei Hermes Fulfilment, einem Unternehmen der Otto-Gruppe. "Die neue Technik ermöglicht uns, attraktive Preise zu kalkulieren und modernste ­Logistikleistungen anzubieten", sagt er. Vom Ausbau der Technik verspricht sich Urbanke zusätzlich, Kunden fürs E-Commerce-Fulfilment zu gewinnen.
Ob ein Online-Händler den Betrieb seines Warenlagers selbst in die Hand nehmen oder lieber einem externen Dienstleister überlassen will, hängt von vielen Faktoren ab. "Ein wichtiges Kriterium ist natürlich die Unternehmensgrösse. Wenn ein Händler nur ein überschaubares Volumen ausliefert, ist er für viele Dienstleister gar nicht interessant", erklärt Heinze.
So war es bis vor Kurzem auch bei Hermes: Während bislang Online-Händler mit einem gewissen Abwicklungsvolumen die Hauptzielgruppe waren, spricht der Dienstleister nun auch Start-ups und kleinere Shop-Betreiber an. Dazu wurde ­eigens für kleine und mittelständische ­Online-Shops im Herbst vergangenen Jahres die Fulfilment-Lösung "Smartful" auf den Markt gebracht.



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