Verbraucherschutz 31.01.2023, 08:21 Uhr

EU-Studie sieht "manipulative Taktiken" bei 40 Prozent der Online-Shops

Laut der EU-Kommission versuchen viele Online-Shops ihre Kunden zu manipulieren. Unter anderem werden laut einer Untersuchung falsche Countdown-Zähler verwendet und  Informationen schlecht erkennbar gemacht. Aus der Branche regt sich Kritik an der Methodik der Studie.
(Quelle: Shutterstock/LightField Studios)
Viele Online-Shops versuchen der EU-Kommission zufolge Verbraucherinnen und Verbraucher mit verbotenen Mitteln zu manipulieren und beispielsweise zu Kaufentscheidungen zu drängen. Eine Kontrolle der Brüsseler Behörde sowie der zuständigen Behörden von 25 europäischen Ländern habe ergeben, dass 148 von 399 untersuchten Websites mindestens eine manipulative Taktik nutzten, teilte die EU-Kommission mit. Kontrolliert wurden im vergangenen Jahr Einzelhändler etwa im Textil- oder Elektro-Bereich.

Demnach wurden die Online-Shops vor allem auf drei manipulative Methoden untersucht: verborgene Informationen, das Drängen zu Käufen oder Abonnements sowie Countdown-Zähler, die falsche Fristen für den Kauf bestimmter Produkte angeben.

Verstösse gegen Verbraucherschutzregeln

Laut Untersuchung verwendeten 42 Websites falsche Countdown-Zähler, 54 drängten die Verbraucher durch visuelle Gestaltung oder sprachliche Mittel zu bestimmten Entscheidungen - von Abonnements bis hin zu teureren Produkten oder Lieferoptionen. Zudem hätten 70 Online-Shops wichtige Informationen versteckt oder schlecht erkennbar gemacht. Dazu gehörten etwa Angaben zu Lieferkosten, zur Produktzusammensetzung oder zu einer billigeren Alternative.

All das verstosse gegen Verbraucherschutzregeln, sagte EU-Justizkommissar Didier Reynders und forderte die nationalen Behörden dazu auf, gegen die Praktiken vorzugehen. Parallel dazu überprüfe die Kommission alle Verbraucherschutzvorschriften, um sicherzustellen, dass diese an das digitale Zeitalter angepasst seien.

Kritik: Studie sei "nicht repräsentativ und grob verzerrend"

Aus der Branche regte sich umgehen Kritik an der EU-Veröffentlichung. Die Studie sei grob verzerrend und nicht repräsentativ, kritisiert Oliver Prothmann, Präsident des Branchenverbands bvoh. "In Europa agieren geschätzt über 600.000 Online-Shops. Daraus ergibt sich, dass die Studie gerade mal 0,07% der Online-Shops geprüft hat", so Prothmann. Zudem seien ausschliesslich Kleinhändler untersucht worden, die auf eigene Rechnung handelten, und in die Stichprobe seien auch Shops eingeflossen, gegen die bereits Verbraucherbeschwerden vorlagen. 
„Mich alarmiert aus zweierlei Gründen eine derartige Veröffentlichung. Zum Ersten wird mit einer solchen Studie, die nicht repräsentativ ist, eine falsche Meinung in die Medien und damit in die Gesellschaft getragen. Zum anderen sind solche Ergebnisse ohne wirkliche Aussagekraft gerne Grundlage für Gesetzesvorhaben. Wir benötigen keine weiteren Verbraucherschutzgesetze, wo die Wirtschaft viel Aufwand betreiben muss, die aber ohne Wirkung bleiben“, resümiert Prothmann.



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