Fussgängerzone und Online Shop 12.10.2020, 13:08 Uhr

Wie die Corona-Pandemie den deutschen Handel verändert hat

Corona ist ein grosser Beschleuniger des Strukturwandels im Einzelhandel. Der Internet-Handel boomt, viele Fussgängerzonen und Shopping-Center sind dagegen deutlich leerer als vor einem Jahr. Wachstumstreiber im Online-Bereich ist der Handel mit Lebensmitteln.
(Quelle: shutterstock.com/Ralph Rozema)
Die Corona-Pandemie verändert den deutschen Einzelhandel wie keine andere Krise der vergangenen Jahrzehnte. Der Internet-Handel boomt, viele Fussgängerzonen und Shopping-Center sind dagegen deutlich leerer als vor einem Jahr. Während Lebensmittelhandel und Baumärkte Umsatzrekorde verzeichnen, bleiben in Modegeschäften die Kunden aus. Für den Geschäftsführer der Handelsberatung BBE, Joachim Stumpf, steht deshalb fest: "Corona ist ein grosser Beschleuniger des Strukturwandels im Einzelhandel."

Beispiel Textilien: Dem Modehandel in den Fussgängerzonen ging es schon vor der Pandemie nicht gut. In den Corona-Krise gehörte er dann zu den ganz grossen Verlierern. Die Branche habe seit dem Shutdown im März "mit den grössten wirtschaftlichen Herausforderungen seit Bestehen der Bundesrepublik zu kämpfen", urteilt das Branchen-Fachblatt "Textilwirtschaft". Die Umsätze der stationären Händler lägen auch im September noch um 18 Prozent unter dem Vorjahreswert. "Es wird noch über 2021 hinaus dauern, bis das Vorkrisenniveau wieder erreicht wird", glaubt Stumpf.

Mit den Textilhändlern leiden die Innenstädte

Und mit den Textilhändlern leiden die Innenstädte. Das Verblüffende dabei: Besonders hart trifft es zurzeit die sonst sehr gut frequentierten Toplagen in den Metropolen und die Shopping-Center. Einkaufsstrassen in kleineren Städten und nüchterne Fachmarktzentren haben sich dagegen viel besser von der Krise erholt.

"Corona hat in den Innenstädten alles durcheinandergewirbelt", meint Stumpf. Das Erfolgsrezept der Toplagen, die in normalen Zeiten Kunden von weit her anlocken und einen grossen Teil der Umsätze mit Touristen machen, funktioniere aktuell nicht mehr. Dagegen hätten sich vermeintliche Problemstandorte in kleineren Städten, die in den vergangenen Jahren regelmässig zu den Verlierern gehörten, rasch von dem Corona-Schock erholt. Sie profitierten davon, dass die Verbraucher das Getümmel mieden.

Auch viele Shopping-Center gehören zu den Opfern der Krise, wie Joachim Will, Inhaber des Wiesbadener Beratungsunternehmens Ecostra, betont. "Ihnen macht die Maskenpflicht zu schaffen - und die Tatsache, dass viele Verbraucher deshalb den Aufenthalt in geschlossenen Räume möglichst kurz halten." Einige Shopping-Center werden die Krise nicht überleben, ist Will überzeugt.



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