Corona-Krise kurbelt Amazon-Geschäft an - sorgt aber für hohe Kosten

Zahlreiche neue Mitarbeiter

Ausgangsbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie haben die Nachfrage nach Amazons Lieferdiensten in vielen US-Regionen zuletzt regelrecht explodieren lassen. Das Unternehmen tat sich mit dem grossen Andrang jedoch schwer und war zeitweise überfordert. Nach wie vor müssen viele Kunden länger als gewöhnlich warten oder können bei den begehrten Lebensmittelbringdiensten gar keine Bestellungen aufgeben.
Diese Probleme will Bezos mit hohen Investitionen beheben. Während US-Unternehmen im Rekordtempo Jobs abbauen, stellt Amazon dafür etwa in grossem Stil Mitarbeiter ein. Im März wurde angekündigt, 100.000 Beschäftigte anzuheuern, um die gestiegene Nachfrage zu bewältigen. Im April folgte die Einstellung weiterer 75.000.
Doch Amazon steht wegen seiner Arbeitsbedingungen auch stark in der Kritik - gerade in der Corona-Krise. Der Konzern wird beschuldigt, nicht genug für den Schutz seiner Beschäftigten zu tun und ist immer wieder mit Protesten konfrontiert. Amazon weist die Vorwürfe zurück, könnte aber noch Ärger bekommen. So schalteten sich beispielsweise wegen der umstrittenen Kündigung eines Streik-Organisators in New York der dortige Bürgermeister Bill de Blasio und die mächtige Generalstaatsanwältin Letitia James ein.

Lukratives Cloud-Geschäft

Verlassen kann sich der Konzern in der Ära des Zuhausebleibens und der Heimarbeit indes weiter auf sein lukratives Cloud-Geschäft, das IT-Dienste und Speicherplatz im Internet umfasst. Amazons Aushängeschild, die Web-Plattform AWS - der Marktführer bei Cloud-Services für Unternehmen - steigerte die Einnahmen im jüngsten Quartal um fast ein Drittel auf 10,2 Milliarden US-Dollar. Der Betriebsgewinn der Sparte wuchs sogar um rund 40 Prozent auf 3,1 Milliarden US-Dollar. Amazons grösster Cloud-Rivale Microsoft hatte am Vortag ebenfalls starkes Wachstum in diesem Bereich gemeldet.
Amazon-Chef Bezos gerät unterdessen wegen einer Recherche des "Wall Street Journal" unter Druck, laut der Amazon-Mitarbeiter Daten anderer Verkäufer auf der Plattform ausspionierten und für die Entwicklung eigener Produkte nutzten.
Der Justizausschuss des Repräsentantenhauses forderte Bezos in einem am Freitag veröffentlichten Brief zur Aussage bei einer Kongressanhörung auf. US-Politiker verdächtigen Amazon-Vertreter, bei früheren Anhörungen falsche Angaben zu dem Sachverhalt gemacht zu haben.



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