Smarte Ware aus Schweizer Fabriken

Bühler: ERP und Reismühle

Laut Aussage von CEO Stefan Scheiber investierte der Industriekonzern Bühler im abgelaufenen Jahr «antizyklisch» in die Informatik. Mit der ERP-Migration wurde ein mehrjähriges Grossprojekt gestartet. Die seit 1998 betriebene SAP-Software R/3 wird abgelöst. Die Dimension veranschaulichen folgende Eckdaten: 33 Niederlassungen rund um den Globus sind auf einem einzigen SAP-Mandanten integriert. Über dieses System laufen pro Jahr mehr als 13 Millionen Finanztransaktionen, 2,5 Millionen Einkaufsprozesse, 65 000 Produktionsaufträge, 140 000 Auslieferungen und 2500 Kundenprojekte. CIO Manfred Goetz hat im Vorfeld der Migration schon Daten bereinigt und die Geschäftsprozesse vereinfacht respektive weiterentwickelt. Die Transformation auf S/4Hana soll etwa eineinhalb Jahre dauern. Bühler verspricht sich, mit dem neuen System Geschäftsdaten in Echtzeit verarbeiten zu können, Abläufe zu automatisieren sowie Simulationsszenarien zu erstellen, zum Beispiel Prognosen für die Lagerhaltung, Liquidität oder den Vertrieb. Die Anwender können ihre Arbeit auf neuen Bedienoberflächen an Dashboards beginnen, generierte Daten anhand operativer Kennzahlen in Echtzeit priorisieren und vom Dashboard aus direkt in die jeweilige Zielanwendung navigieren.
“Wir investieren antizy­klisch in der Pandemie, um uns künftig fit zu halten„
Stefan Scheiber, Bühler
Die neuen Systeme werden in Bühlers neuen «SwissSafe» installiert. Das Rechenzentrum bei Interxion in Glattbrugg wurde Mitte des vergangenen Jahres in Betrieb genommen. Es ersetzt die Serveranlagen, die früher ausschliesslich auf dem Bühler-Werksgelände in Uzwil betrieben wurden. Während eines externen Audits wurde klar, dass der Betrieb vor Ort nicht länger ohne grössere Risiken haltbar war. Deshalb zügelte Bühler seine IT-Infrastruktur zu Interxion. Dank 10-Gigabit-Leitungen kann hier das eigene, globale Netzwerk fit gemacht werden für die Datenströme der Zukunft – und findet Anschluss an viele Internet Service Provider sowie an die grossen Cloud-Anbieter, die ebenfalls Untermieter von Interxion sind.
Bühlers TopWhite-Schleifer justiert sich dank der eingebauten Computertechnologie selbst nach
Quelle: Bühler
In Microsofts Azure-Cloud betreibt Bühler schon seit mehreren Jahren unter anderem die Industrieplattform «Bühler Insights». Sie verbindet die Anlagen und Maschinen bei den Kunden via Azure IoT Edge mit Applikationen in der Cloud. Mit Azure Data Explorer aufbereitete Telemetriedaten vermitteln dann den Betreibern beispielsweise von Mühlen, wie die Maschinen ausgelastet sind, ob ein baugleiches Modell besseren Output liefert oder welche Teile allenfalls gewartet werden müssen. Cédric Menzi, Solution Architect for Bühler Insights, programmiert derzeit Algorithmen mit künstlicher Intelligenz und Machine Learning, die den Kunden auf der «Bühler Insights»-Plattform noch zusätzliche Benefits bringen sollen: Weniger Anlagenausfälle, weniger Stillstandzeiten und ein geringerer Stromverbrauch sind Beispiele.
Der optische Sortierer DS-C von Bühler nutzt maschinelles Lernen für die Ausschusserkennung
Quelle: Bühler
Die grösste Schweizer Reismühle, die Migros-Tochter La Riseria Taverne im Tessin, testet in diesen Tagen die voll integrierte digitale Reismühle von Bühler. Das System aus optischem Sortierer, Schleifer und Sensoren für die Qualitätssicherung ist mit maschinellem Lernen angereichert – direkt in der Anlage.
Der neue Sortierer DS-C vermeidet beispielsweise Auswurfspitzen, die zum Verlust von guten Produkten führen können. Bei sehr geringen Verunreinigungen muss das Produkt möglicherweise nicht neu sortiert und kann direkt verpackt werden. Bei einem Durchsatz von 3500 Kilogramm pro Stunde mit einer Auswurfspitze könnten bis zu 42 Kilo gutes Produkt verloren gehen, wenn die Fehler nicht erkannt und behoben werden. Die monatlichen Einsparungen durch die verbesserte Sichtbarkeit könnten sich auf bis zu 15 000 US-Dollar belaufen, rechnet Bühler beispielhaft vor. Der Pilotkunde kann das nachvollziehen: «Der neue Aufbau, bestehend aus digital verbundenen optischen Sortierern, einem Schleifer und RiceLinePro-Sensoren, hat uns Transparenz über den gesamten Prozess verschafft. Erste Ergebnisse deuten auf signifikante Kosteneinsparungen, eine Reduzierung des Energieverbrauchs und einen erhöhten Qualitätsausstoss hin», sagt Stefania Dolci, Leiterin der Qualitätssicherung bei La Riseria Taverne.




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