Die IT im Jahr 2021 - mehr Evolution als Revolution

AaS, KI, IoT …

Investitionen: Das Thema IT-Sicherheit hat unter den IT-Entscheidern weltweit die höchste Priorität bei der Finanzierung.
Quelle: Red Hat "2021 Global Tech Outlook", n = 1.470 IT-Entscheider weltweit
Sind in diesem Jahr überhaupt grössere Neuerungen abzusehen - oder haben die Unternehmen noch genügend mit den Herausforderungen des vergangenen Jahres zu tun? Von Letzterem geht Achim Freyer aus, Regional Director Central and Eastern Europe beim Cloud- und Datenspezialisten Rubrik: „Ich sehe keine wirklich neuen Trends, aber ich sehe Entwicklungen, die durch die Geschehnisse 2020 massiv beschleunigt werden.“
Und wie steht es in den Unternehmen eigentlich um die seit Jahren gefeierten Technologien wie As a Service, Künstliche Intelligenz und Internet of Thing (IoT)? Was ist hier zu erwarten? Wenn es nach Manfred Felsberg von Apstra geht, einem Spezialisten für die Rechenzentrums-Automatisierung, dann ist vieles davon für viele Unternehmen noch immer ziemlich neu: „Ich persönlich sehe nicht, dass diese Themen allesamt tatsächlich bei den Unternehmen angekommen sind.“ Die meisten werden nach Ansicht des Sales Managers DACH bei Apstra erst eingeführt oder diskutiert. Gerade Künstliche Intelligenz ist ihm zufolge eine Technologie, die noch sehr selten wirklich im grossen Stil um- und eingesetzt wird. „Über diese Themen wird viel gesprochen und berichtet, das ja, aber der praktische Alltag in den Unternehmen sieht doch oft noch ganz anders aus.“ Felsberg nimmt darüber hi­naus auch eine grosse Verunsicherung wahr bei der Entscheidung darüber, wo man die KI-Technologie verortet.„Geht man in die Public Cloud oder baut man eine Private Cloud, wie funktioniert ein Hybrid-Modell wirklich, wo liegen die Daten et cetera“ - das seien alles Fragen, die noch immer viele grübeln liessen.
Eine ähnliche Auffassung vertritt Florian von Walter, Senior Manager Solution Engineering CEMEA beim Cloud-Spezialisten Cloudera. Auch er sieht Themen wie As a Service, KI und IoT zwar in irgendeiner Form in den Unternehmen angekommen, aber sie seien noch längst nicht alltäglich. Gerade im Bereich von Künstlicher Intelligenz stünden viele Unternehmen vor der Herausforderung, die im Kontext von Data Science entwickelten Modelle zu operationalisieren, also in bestehende Prozesse zu integrieren. „Hier wird sicherlich MLOps, die Operationalisierung von Machine Learning als Teildisziplin von Künstlicher Intelligenz ein Thema im Jahr 2021 sein.“ Machine Learning Operations (MLOps) ist ein neuer Ansatz für die Integration und den Betrieb von ML-Lösungen in Unternehmen.
Den grossen Wurf in Sachen Künstlicher Intelligenz, Internet of Things oder As a Service hält auch Andreas Müller, Regional Director Central Europe beim Sicherheitsunternehmen Vectra AI, in diesem Jahr nicht für wahrscheinlich. „Ich erwarte vor allem das Auftreten von hybriden Formen dieser Trends. Eine vollkommen neue Entwicklung sehe ich kurzfristig nicht am Horizont.“ Gegenwärtig spreche vieles mehr für eine schrittweise Verbesserung und Weiterentwicklung der derzeit als neu erachteten Technologien beziehungsweise Anwendungen.
Auch Gerrit Viola, Offering Manager beim IT-Dienstleister Atos, geht nicht von grossen Innovationen aus, sieht aber im Bereich der Produktentwicklung Potenzial für KI: „Produkt­optimierung und das sogenannte Generative Design sind 2021 die KI-Themen, die Unternehmen nicht verpassen dürfen, wollen sie für den Markt von morgen gerüstet sein.“ Als Beispiel nennt er die Automatisierung des Produktdesigns mithilfe genetischer Algorithmen, wodurch sich etwa für ein Bauteil die Topologie optimieren und der Materialaufwand verringern lasse. Dank KI liessen sich innerhalb von Sekunden Tausende von Produktdesigns berechnen - genau auf den Anwendungszweck zugeschnitten. Das drücke die Entwicklungskosten und beschleunige den Produktentstehungsprozess. „Die technologischen Grundlagen sind bereits geschaffen. In diesem Jahr gilt es nun vor allem, die strategische Umsetzung von KI-Projekten in Unternehmen anzugreifen.“
„Künstliche Intelligenz entwickelt sich in technologischer Hinsicht natürlich stetig weiter. Aber aus meiner Sicht ist das im Unternehmenskontext aktuell nicht der entscheidende Punkt“, erklärt Marcus Metzner, Chief Marketing Officer beim IT-Dienstleister Arvato Systems. „Wesentlich für den Einsatz von KI im Business-Kontext ist und bleibt, dass Unternehmen sinnvolle Einsatzmöglichkeiten aufspüren.“ KI sei zwar kein Universalwerkzeug, könne jedoch schon heute unglaublich viel. „Kurz und gut: Use Cases zu identifizieren, die realisierbar sind und einen wirklichen Nutzen für die eigenen Kunden stiften, ist das A und O.“ Und dafür brauche es die Kompetenz von KI-Experten, die diese Aspekte realistisch bewerten könnten. Wichtig werde zunächst sein, die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen. Dann werde auch plötzlich sehr klar, wie hilfreich KI bereits an vielen Stellen sei und welche weiteren Möglichkeiten sich eröffneten.
Zusammengefasst lässt sich also festhalten, dass die Firmen noch immer damit beschäftigt sind, die viel gepriesenen Technologien der letzten Jahre wie KI oder IoT endlich in Angriff zu nehmen. Gleiches gilt für die Verarbeitung der zahlreichen Unternehmensdaten, die oftmals noch immer nutzlos herumliegen. „Die 2020er-Jahre werden geprägt von datengetriebenen Unternehmen. Denn wertvolle Daten fallen in jedem Betrieb an den unterschiedlichsten Stellen an - oft noch in Papierform, vielerorts bereits digital“, so Thomas Dillinger, Managing Partner bei der Digitalisierungsberatung Fellow Consulting  „Egal, ob die Informationen als Dokumente vorliegen, aus einer Anwendung stammen oder von IoT-Devices generiert werden: Die Menge an Daten steigt Jahr für Jahr exponentiell an.“ Die Herausforderung bestehe darin, diese Daten zu vereinheitlichen, zu kombinieren und wertvolle Erkenntnisse aus ihnen zu ziehen.




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