Trends in der IT 08.02.2021, 17:08 Uhr

Die IT im Jahr 2021 - mehr Evolution als Revolution

Die Corona-Pandemie hat bei vielen Unternehmen die Digitalisierungs-Vorhaben auf eine neue Ebene gehievt. 2021 erwarten Experten hingegen eher Bestandssicherung als Innovationen.
(Quelle: My Life Graphic / shutterstock.com)
Ganz anders als gedacht - unter dieser Überschrift könnte man das vergangene Jahr wohl am besten zusammenfassen. Wer hätte vor zwölf Monaten geahnt, dass ein kleines Virus das Jahr so sehr prägen würde? Das gesamte gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben wurde auf den Kopf gestellt, und auch die IT-Abteilungen blieben nicht verschont. Ganz im Gegenteil: In vielen Unternehmen hiess es letzten März „Ab ins Homeoffice“ - wenngleich viele dafür überhaupt nicht vorbereitet waren. Nicht selten wurden innerhalb kürzester Zeit mit heisser Nadel IT-Lösungen für die Remote-Arbeit gestrickt.
Die Folge: So manches für 2020 geplante IT-Projekt blieb auf der Strecke. Gut 42 Prozent der Unternehmen in der DACH-Region haben im vergangenen Jahr Projektstarts aufgrund von Corona in die Zukunft verschoben und ein Viertel der Unternehmen hat Projekte sogar ganz gestoppt. Zu diesem Ergebnis kommt die „IT-Trends-Studie 2021“ der IT-Beratung Capgemini.
Doch wie sieht es in diesem Jahr aus? Hält die Normalität  langsam wieder Einzug in den IT-Abteilungen? Werden liegengebliebene Projekte in Angriff genommen? Und welche Rolle wird Covid-19 dabei spielen?

Die Folgen des Virus

Eines ist sicher: Die digitale Transformation wird die Unternehmen weiterhin stark beschäftigen. Corona wirkt hier wie ein Brennglas. Das Virus zeigt allen, die diesem Thema bislang zurückhaltend gegenüberstanden, wie wichtig es ist, sich digital aufzustellen. Denn selten lagen Krise und Chance so nah beieinander wie im vergangenen Jahr - während grosse Teile der Wirtschaft stark auf die Bremse traten, startete die Digitalisierung in Firmen aller Branchen richtig durch. „Viele Unternehmen verstehen jetzt, dass Digitalisierung nicht nur ‚nice to have‘, sondern überlebensnotwendig ist“, sagt Benjamin Krebs, Senior Director & General Manager Enterprise Germany bei Dell. IT helfe ihnen, die Herausforderungen der Pandemie zu bewältigen und sich zukunftsfähig zu positionieren. „Je nachdem, wo sie in ihrer digitalen Transformation aktuell stehen, werden diese Unternehmen ihre Prioritäten für 2021 setzen und die nächsten Schritte einleiten. Die Erfahrungen von 2020 haben die Transformationsbemühungen beflügelt und werden es weiter tun.“
Das bestätigt Susan Wegner, Vice President Artificial Intelligence & Data Analytics beim IT-Dienstleister LH Industry Solutions: „Die Covid-19-Pandemie hat bei vielen Unternehmen die vielfache Skepsis gegenüber der Digitalisierung beseitigt.“ Markus Grau, Principal Systems Engineer beim Datenspeicherspezialisten Pure Storage, ergänzt: „Gerade die IT-Abteilungen mussten durch die neuen Gegebenheiten auf zwei Hochzeiten gleichzeitig tanzen. Auf der einen Seite mit gleicher oder reduzierter Personalstärke, zum Beispiel durch Kurzarbeit, alles am Laufen halten, und auf der anderen Seite galt es, rapide neue Lösungen zur digitalen Transformation zu evaluieren und auch zu implementieren.“  Viele Unternehmen seien so von der Digitalisierung überrollt worden. „Nicht nur mussten die Arbeitsplätze für Homeoffice optimiert werden - dazu mussten auch neue Prozesse und Datenschutzmassnahmen umgesetzt werden -, auch das eigentliche Kerngeschäft selbst musste sich den neuen Gegebenheiten anpassen.“
Apropos Homeoffice: Dies war in der IT ohne Frage der grosse Trend des vergangenen Jahres schlechthin. Während vor der Pandemie im März 2020 in 66 Prozent der Unternehmen in Deutschland Homeoffice nicht erwünscht war, sah das bald darauf schon ganz anders aus: Mit Beginn der Corona-Krise boten 65 Prozent der Arbeitgeber ihren Mitarbeitern eine Homeoffice-Regelung an - für ein Viertel der Beschäftigten wurde das Arbeiten zu Hause sogar zur Pflicht. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom vom Dezember. In konkreten Zahlen ausgedrückt: 10,5 Millionen Berufstätige arbeiteten Ende 2020 ausschliesslich im Homeoffice, weitere 8,3 Millionen immerhin teilweise.

Gekommen, um zu bleiben

Bestand sichern: Für den Erhalt von Anwendungen und Systemen wenden Unternehmen fast die Hälfte des IT-Budgets auf. Nur gut ein Viertel fliesst in neue Systeme
Quelle: Capgemini "IT-Trend-Studie 2021", n = 128; Mittelwert  (IT- und Fachverantwortliche von Großunternehmen und Behörden, DACH-Region)
Das Thema Homeoffice wird die IT-Abteilungen auch 2021 intensiv beschäftigen. Mit das Wichtigste bleibt, die auf die Schnelle zusammengeschusterten Notlösungen für das Re­mote-Arbeiten auf stabile Beine zu stellen. Laut Bitkom erhielten 23 Prozent der Erwerbstätigen im Homeoffice keinerlei Unterstützung durch ihren Arbeitgeber. Das gilt sowohl für die, die bereits vor der Pandemie im Homeoffice gearbeitet haben, als auch für die, die mit der Krise ins Homeoffice gewechselt sind.
Zu den Aufgaben der Unternehmen beziehungsweise der IT-Abteilungen gehört aber nicht nur die Ausgabe von entsprechender Hardware für das Heimbüro, also Notebooks, Monitore oder SIM-Karten, sondern es zählen auch organisatorische Dinge dazu, zum Beispiel die Bereitstellung einer Plattform zum Mitarbeiteraustausch oder die Unterstützung bei der Selbstorganisation, etwa durch Leitfäden.
In welche Richtung sich das alles letztlich entwickelt, wird nach Ansicht von Gertjan Rossing, Head of Delivery beim Dienstleister CRM Partners, stark davon abhängen, wie lange die aktuelle Situation noch andauert. „Je länger die Normalität auf sich warten lässt, desto mehr Zeit wird investiert, um bestehende Notlösungen zu festigen.“ Viele Unternehmen hätten bereits im August und September versucht, die Rückkehr zum Normalbetrieb durchzusetzen, und mussten inzwischen mit der zweiten Corona-Welle wieder zurückrudern. Eine grosse Herausforderung werde daher in diesem Jahr sein, die Wünsche von Mitarbeitern mit den Bedürfnissen der Unternehmen in puncto Homeoffice in Einklang zu bringen.
Doch auch nach dem Ende der Corona-Pandemie, das sich hoffentlich bald abzeichnet, dürften viele weiterhin im Homeoffice arbeiten wollen. Die Zahlen sprechen hier eine deutliche Sprache: Fast 60 Prozent der Heimarbeiter geben laut Bitkom an, dass ihre Produktivität im Homeoffice etwas oder deutlich höher ist. Und mehr als die Hälfte der Zuhause-Arbeitenden ist etwas oder deutlich zufriedener.
„Es ist wahrscheinlich, dass mancher Arbeitnehmer nicht wieder auf die Vor-Corona-Regelung mit einer 100-prozentigen Anwesenheitspflicht im Büro zurückkehren möchte“, unterstreicht auch Gertjan Rossing. Unbestritten ist man flexibler, spart den Arbeitsweg und hat oft ein ruhigeres Arbeitsumfeld. Das lässt sich nur schwer wieder vollständig zurücknehmen.
Was 2021 daher immer wichtiger wird, sind verteilte Belegschaften - egal wann, wo und mit welchem Gerät sie arbeiten. „Relevant ist, verschiedene Systeme miteinander zu integrieren, um die Digitalisierung von Prozessen voranzutreiben und so die Produktivität zu steigern. Auch Künstliche Intelligenz hat in diesem Kontext grosses Potenzial. Allerdings wirkt sie bisher nur als Unterstützungsfaktor, der einzelne Anwendungsfälle und Technologien beschleunigt“, so Tobias Stepan, Gründer und Geschäftsführer von Teamwire, einem Anbieter für Software für die Business-Kommunikation. „Konkret denke ich hier zum einen an die Verknüpfung von verschiedenen Kommunikationslösungen im Messaging-Bereich. Zum anderen werden neue Kommunikationsformen wie innovative Sprachnachrichten Einzug in Business-Messaging-Lösungen halten und neue Nutzer-Interfaces wie Smartwatches in Unternehmen zum Einsatz kommen.“

Business Agility

Steigende Ausgaben: Fast die Hälfte der Unternehmen plant eine Erhöhung des IT-Budgets - laut Studie plant ein Fünftel sogar eine Steigerung um mehr als 10 Prozent.
Quelle: Capgemini "IT-Trend-Studie 2021", n = 128 (IT- und Fachverantwortliche von Großunternehmen und Behörden, DACH-Region)
Die vergangenen Monate haben eindrücklich gezeigt, dass Unternehmen, die sich schnell verändern und anpassen können, einen Wettbewerbsvorteil aus der Pandemie-Krise ziehen konnten - Stichwort Business Agility. „Die Agilität eines Unternehmens ist eng mit seiner technologischen Agilität verknüpft. Denn die exponentielle Zunahme von Technologie, die zunehmende Nutzung jeglicher Technologie as a Service und die Entstehung von zusätzlichen Ökosystemen rund um Technologieanker werden dazu führen, dass Unternehmen ihre IT-Lieferkette neu überdenken müssen“, fasst Dominik Neumann zusammen. Er ist Vice President Enterprise Transformation beim IT-Dienstleister CGI. Neumann hält eine flexibel managbare IT-Supply-Chain für einen der wichtigsten Stützpfeiler einer Business Agility.
Dabei seien, so Neumann, drei Dinge relevant: Unternehmen sollten sich für Kooperationen öffnen und Technologie-Ökosysteme aufbauen und diese gezielt managen. „Das frühe Aufspüren von technologischen Innovationen und Co-Innovationen gewinnt an Bedeutung.“ Ausserdem sollten Unternehmen die Funktion eines sogenannten IT-Technology Brokers einführen, dessen Aufgabe es ist, innovative Technologien, deren Nutzung und Mehrwert gemeinsam mit den Fachabteilungen zu prüfen und zu bewerten, welchen Wettbewerbsvorteil sie für das Unternehmen bringen. Als Drittes werde sich die Architektur der Unternehmens-IT verändern. „Das Enterprise Architecture Management muss zukünftig dafür sorgen, dass IT-gestützte Innovationen und neue Technologien schnell und nachhaltig in die IT-Infrastruktur integriert werden.“ Nur so könne der Modernisierungsprozess mit den immer schneller werdenden Entwicklungszyklen neuer Technologien kontinuierlich gemanagt werden.

AaS, KI, IoT …

Investitionen: Das Thema IT-Sicherheit hat unter den IT-Entscheidern weltweit die höchste Priorität bei der Finanzierung.
Quelle: Red Hat "2021 Global Tech Outlook", n = 1.470 IT-Entscheider weltweit
Sind in diesem Jahr überhaupt grössere Neuerungen abzusehen - oder haben die Unternehmen noch genügend mit den Herausforderungen des vergangenen Jahres zu tun? Von Letzterem geht Achim Freyer aus, Regional Director Central and Eastern Europe beim Cloud- und Datenspezialisten Rubrik: „Ich sehe keine wirklich neuen Trends, aber ich sehe Entwicklungen, die durch die Geschehnisse 2020 massiv beschleunigt werden.“
Und wie steht es in den Unternehmen eigentlich um die seit Jahren gefeierten Technologien wie As a Service, Künstliche Intelligenz und Internet of Thing (IoT)? Was ist hier zu erwarten? Wenn es nach Manfred Felsberg von Apstra geht, einem Spezialisten für die Rechenzentrums-Automatisierung, dann ist vieles davon für viele Unternehmen noch immer ziemlich neu: „Ich persönlich sehe nicht, dass diese Themen allesamt tatsächlich bei den Unternehmen angekommen sind.“ Die meisten werden nach Ansicht des Sales Managers DACH bei Apstra erst eingeführt oder diskutiert. Gerade Künstliche Intelligenz ist ihm zufolge eine Technologie, die noch sehr selten wirklich im grossen Stil um- und eingesetzt wird. „Über diese Themen wird viel gesprochen und berichtet, das ja, aber der praktische Alltag in den Unternehmen sieht doch oft noch ganz anders aus.“ Felsberg nimmt darüber hi­naus auch eine grosse Verunsicherung wahr bei der Entscheidung darüber, wo man die KI-Technologie verortet.„Geht man in die Public Cloud oder baut man eine Private Cloud, wie funktioniert ein Hybrid-Modell wirklich, wo liegen die Daten et cetera“ - das seien alles Fragen, die noch immer viele grübeln liessen.
Eine ähnliche Auffassung vertritt Florian von Walter, Senior Manager Solution Engineering CEMEA beim Cloud-Spezialisten Cloudera. Auch er sieht Themen wie As a Service, KI und IoT zwar in irgendeiner Form in den Unternehmen angekommen, aber sie seien noch längst nicht alltäglich. Gerade im Bereich von Künstlicher Intelligenz stünden viele Unternehmen vor der Herausforderung, die im Kontext von Data Science entwickelten Modelle zu operationalisieren, also in bestehende Prozesse zu integrieren. „Hier wird sicherlich MLOps, die Operationalisierung von Machine Learning als Teildisziplin von Künstlicher Intelligenz ein Thema im Jahr 2021 sein.“ Machine Learning Operations (MLOps) ist ein neuer Ansatz für die Integration und den Betrieb von ML-Lösungen in Unternehmen.
Den grossen Wurf in Sachen Künstlicher Intelligenz, Internet of Things oder As a Service hält auch Andreas Müller, Regional Director Central Europe beim Sicherheitsunternehmen Vectra AI, in diesem Jahr nicht für wahrscheinlich. „Ich erwarte vor allem das Auftreten von hybriden Formen dieser Trends. Eine vollkommen neue Entwicklung sehe ich kurzfristig nicht am Horizont.“ Gegenwärtig spreche vieles mehr für eine schrittweise Verbesserung und Weiterentwicklung der derzeit als neu erachteten Technologien beziehungsweise Anwendungen.
Auch Gerrit Viola, Offering Manager beim IT-Dienstleister Atos, geht nicht von grossen Innovationen aus, sieht aber im Bereich der Produktentwicklung Potenzial für KI: „Produkt­optimierung und das sogenannte Generative Design sind 2021 die KI-Themen, die Unternehmen nicht verpassen dürfen, wollen sie für den Markt von morgen gerüstet sein.“ Als Beispiel nennt er die Automatisierung des Produktdesigns mithilfe genetischer Algorithmen, wodurch sich etwa für ein Bauteil die Topologie optimieren und der Materialaufwand verringern lasse. Dank KI liessen sich innerhalb von Sekunden Tausende von Produktdesigns berechnen - genau auf den Anwendungszweck zugeschnitten. Das drücke die Entwicklungskosten und beschleunige den Produktentstehungsprozess. „Die technologischen Grundlagen sind bereits geschaffen. In diesem Jahr gilt es nun vor allem, die strategische Umsetzung von KI-Projekten in Unternehmen anzugreifen.“
„Künstliche Intelligenz entwickelt sich in technologischer Hinsicht natürlich stetig weiter. Aber aus meiner Sicht ist das im Unternehmenskontext aktuell nicht der entscheidende Punkt“, erklärt Marcus Metzner, Chief Marketing Officer beim IT-Dienstleister Arvato Systems. „Wesentlich für den Einsatz von KI im Business-Kontext ist und bleibt, dass Unternehmen sinnvolle Einsatzmöglichkeiten aufspüren.“ KI sei zwar kein Universalwerkzeug, könne jedoch schon heute unglaublich viel. „Kurz und gut: Use Cases zu identifizieren, die realisierbar sind und einen wirklichen Nutzen für die eigenen Kunden stiften, ist das A und O.“ Und dafür brauche es die Kompetenz von KI-Experten, die diese Aspekte realistisch bewerten könnten. Wichtig werde zunächst sein, die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu nutzen. Dann werde auch plötzlich sehr klar, wie hilfreich KI bereits an vielen Stellen sei und welche weiteren Möglichkeiten sich eröffneten.
Zusammengefasst lässt sich also festhalten, dass die Firmen noch immer damit beschäftigt sind, die viel gepriesenen Technologien der letzten Jahre wie KI oder IoT endlich in Angriff zu nehmen. Gleiches gilt für die Verarbeitung der zahlreichen Unternehmensdaten, die oftmals noch immer nutzlos herumliegen. „Die 2020er-Jahre werden geprägt von datengetriebenen Unternehmen. Denn wertvolle Daten fallen in jedem Betrieb an den unterschiedlichsten Stellen an - oft noch in Papierform, vielerorts bereits digital“, so Thomas Dillinger, Managing Partner bei der Digitalisierungsberatung Fellow Consulting  „Egal, ob die Informationen als Dokumente vorliegen, aus einer Anwendung stammen oder von IoT-Devices generiert werden: Die Menge an Daten steigt Jahr für Jahr exponentiell an.“ Die Herausforderung bestehe darin, diese Daten zu vereinheitlichen, zu kombinieren und wertvolle Erkenntnisse aus ihnen zu ziehen.

Was ist mit 5G?

Grundsätzlich hat das Jahr 2020 nach Ansicht von Benjamin Krebs von Dell vielen IT-Trends zusätzlichen Schwung verliehen und Entwicklungen teilweise stark beschleunigt. Besonders der neue Mobilfunkstandard 5G werde in absehbarer Zeit vieles verändern - jeden Unternehmens-Campus und auch die Art unserer Kommunikation. Der verstärkte Fokus auf Edge-Computing wird Krebs zufolge diese Entwicklung zusätzlich befeuern.
Stefan Stahlmecke, Director Precision Agriculture Solutions beim Landmaschinenhersteller John Deere, geht ebenfalls davon aus, dass das Thema 5G an Relevanz gewinnen wird, „auch wenn es sich bislang noch nicht so schnell entwickelt wie erhofft“. Doch Konnektivität sei Trumpf, wenn es darum gehe, Abläufe zu optimieren und zu beschleunigen. „Das gilt überall, ganz gleich ob in der Produktionshalle oder auf dem Feld. 5G ist der nächste Schritt, diese Bandbreite umfassend zu erhöhen.“ Allerdings sei eine flächendeckende Vernetzung in Deutschland noch nicht möglich. Lösungen wie mobile Stationen, mit denen sich lokale 5G-Netze aufbauen lassen, füllen laut Stahlmecke diese Lücke.
„Mit dem ganz grossen Durchbruch wird es aus meiner Sicht noch etwas dauern“, prognostiziert  Susan Wegner von LH Industry Solutions. Aktuell seien bereits 5G-Campus-Netze bei einigen Unternehmen im produktiven Einsatz. „Erzielt werden eine wesentlich bessere Abdeckung des gesamten Firmengeländes, volle Kontrolle über die eigenen Daten, weniger Störungen als in öffentlichen Mobilfunknetzen sowie bessere Latenzzeiten, Datenraten und Teilnehmeranzahlen.“ Die hohe Sicherheit und geringe Latenzzeiten von 5G-Campus-Netzen kombiniert mit der Skalierbarkeit von Rechenleistung in der Edge-Cloud reduziere die Entwicklungsaufwände teilweise erheblich. Für Echtzeitapplikationen, aber auch für rechenintensive Systeme, zum Beispiel Bildverarbeitung oder KI-Algorithmen, sei dies von enormem Vorteil. Im IoT-Bereich hingegen könnten mit Narrowband-IoT einige der derzeitigen Anforderungen abgedeckt werden. Hier bleibe abzuwarten, ob 5G das Rennen mache.

Fazit & Ausblick

Die Experten sind sich einig: Grosse technologische Neuerungen werden 2021 mit ziemlicher Sicherheit ausbleiben. Auch dieses Jahr dürfte über weite Strecken von Covid-19 dominiert werden.
Stefan Stahlmecke von John Deere gewinnt dem aber auch Positives ab: Das Corona-Virus habe die Wirtschaft in Deutschland und der ganzen Welt enorm beeinflusst. Allerdings zeige die Krise auch die Bedeutung von strategisch fundierten Konnektivitätslösungen, intelligentem Datenmanagement und einer möglichst naht- und reibungslosen Dateninfrastruktur auf. „Werden diese Impulse ernst genommen und entsprechend konsequent angegangen“, so Stahlmecke weiter, dann „kann die Krise auf mittel- und langfristige Sicht sogar zu einer Chance werden“.
Die IT im Jahr 2021, darüber dürften sich - einmal mehr - erst im Nachhinein tatsächlich gültige Aussagen treffen lassen. Ihre Unwägbarkeiten hat uns die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr mehr als deutlich vor Augen geführt. Dass, wie eingangs erwähnt, die einen oder anderen Projekte auch weiterhin auf Eis liegen werden, dürfte kaum zu umgehen sein. 
Auch Thomas Müller, Countrymanager DACH beim Monitorhersteller Viewsonic, unterstreicht, dass es mit zuverlässigen Prognosen so eine Sache ist: „IT-Trends richten sich meines Erachtens immer auf einzelne Branchen und Anwendertypen - und diese entwickeln sich sehr unterschiedlich beziehungswiese weisen verschiedene Reifegrade in Sachen IT auf.“
Was in jedem Fall ein Dauerbrenner bleiben wird, ist das Thema Sicherheit. „Momentan ist es im Trojanergeschäft ziemlich ruhig - die berüchtigte Ruhe vor dem Sturm“, berichtet Wolfgang Kurz vom IT-Dienstleister Indevis. Nach Ansicht von Thomas Lo Coco, Manager DACH beim Sicherheitsunternehmen NetMotion, sind Schatten-IT und der Schutz der Clients ausserhalb der eigenen Netzwerke und Perimeter die zentralen Herausforderungen, wenn es um Security geht. „Dabei soll der Zugriff auf Unternehmens-Ressourcen möglichst sicher bereitgestellt werden. Hier stehen der Schutz der Identitäten der Mitarbeiter mit beispielsweise Multi-Faktor-Authentifizierung sowie die Absicherung der Anbindung mittels Remote-Access-Lösungen im Vordergrund.“

Im Gespräch mit Olaf Riedel von EY

Olaf Riedel: Leiter des Sektors Technologie, Medien & Telekommunikation Deutschland, Österreich und Schweiz bei EY
Quelle: EY
Welche Themen rund um die IT beschäftigen die Unternehmen im Jahr 2021? com! professional spricht darüber mit Olaf Riedel, Leiter des Sektors Technologie, Medien & Telekommunikation in der DACH-Region bei dem Beratungsunternehmen EY.
com! professional: Herr Riedel, sind dieses Jahr überhaupt grosse Trends zu erwarten? Oder sind die Unternehmen noch mit den He­rausforderungen durch Covid-19 beschäftigt - zum Beispiel damit, das Homeoffice auf stabile Beine zu stellen?
Olaf Riedel: Ich erwarte, dass sich die Digitalisierung, die im Büroumfeld bereits fortgeschritten ist, in die Industrie überträgt - dass also auch Fabriken immer digitaler werden. Cloudifizierung wird in deutschen Unternehmen weiter vorangetrieben, das heisst, dass mehr Daten und Systeme in die Cloud übertragen werden. Auch die Collaboration unter Firmen wird so einfacher. Und der Vertrieb wird sich durch Covid-19 wahrscheinlich ebenfalls dauerhaft verändern. Es wird einen massiven Umbau geben, hin zu neuen Verkaufskanälen und hybriden Lösungen.
com! professional: Und welche neue Technologien werden kommen? As a Service, KI oder IoT … das alles sind Dinge, die bei den meisten Unternehmen schon mehr oder weniger angekommen sind. Was an wirklich Neuem sehen Sie für 2021?
Riedel: Die Frage wird sein, welcher dieser Trends sich in 2021 am stärksten materialisiert. KI wird nach wie vor sehr relevant sein. Was ich allerdings als neues Thema sehe, ist eine neue Art der Arbeit mit verschlüsselten Daten, konkret Homomorphic Encryption und Homomorphic Analysis. Das Grundproblem ist, dass verschlüsselte Daten zur Verarbeitung entschlüsselt werden müssen, um dann die Ergebnisse wieder zu verschlüsseln und zurückzusenden. Durch die Entschlüsselung entsteht immer ein Vertraulichkeitsrisiko.
com! professional: Wie funktioniert das genau?
Riedel: Die Idee von Homomorphic Analysis ist, dass Daten in einem bestimmten Format verschlüsselt versendet, verschlüsselt verarbeitet und die Ergebnisse noch immer verschlüsselt zurückgesendet werden. Angesichts der zunehmenden Bedrohung durch Cyberkriminalität könnte ich mir vorstellen, dass dieser Trend in diesem Jahr einen Aufschwung erleben wird. Anwendungsfelder sind Gesundheit und Medizin, aber auch Finanzdaten. Ausserdem wird die Effizienz beim virtuellen Zusammenarbeiten ein wichtiges Thema werden. Da ist die grosse Frage, wie Projekte virtuell geführt werden können. Und letzten Endes werden die Themen Sustainability und Umwelt weiter in den Vordergrund rücken, auch in Sachen IT.
com! professional: Eines der Hype-Themen ist nach wie vor KI. Wird es da entscheidende Neuerungen geben, oder werden die vorhandenen KI-Fähigkeiten in diversen Anwendungen und Plattformen einfach nur ein wenig optimiert?
Riedel: Wir können erwarten, dass die Anzahl der KI-Anwendungen für den Alltag explodieren wird. Die Auswahl an KI-Elementen, die zum Einsatz kommen können, wird immer vielfältiger. Das hat aber nicht unbedingt etwas mit entscheidenden neuen Erkenntnissen zur Künstlichen Intelligenz selbst zu tun. Wie KI funktioniert, wussten wir auch schon vor 30 Jahren. Aber die Miniaturisierung, also dass es immer kleinere Rechenchips gibt, hat dem Thema im Alltag zum entscheidenden Durchbruch verholfen, ebenso wie die günstige Verfügbarkeit von Daten.
com! professional: Auch von 5G erwartet man sich viel. Feiert der neue Mobilfunkstandard 2021 seinen Durchbruch? Oder ist das Thema für viele Unternehmen gar nicht so relevant, wie immer behauptet wird? Die meisten IoT-Szenarien lassen sich auch mit LTE umsetzen … 
Riedel: Ich denke, es wird einen Durchbruch der Technologie geben, die hinter 5G steckt. In Produktion und Fertigung sind Campus-Lösungen eine starke Alternative zum öffentlichen 5G-Netz, in beiden Bereichen erwarte ich einen starken Ausbau. Bei Sicherheitslösungen in der Produktion ist man entweder auf Verkabelung oder 5G-Technologie angewiesen. LTE ist zu unsicher, da die Latenzzeiten für kritische Anwendungen zu lang sind.
com! professional: Wie ist Ihre Erfahrung aus der Praxis - nach welchen Technologien fragen Unternehmen in Deutschland?
Riedel: Ganz viele haben Fragen zum Thema Umwelt und Klima: Wie kriege ich mein Unternehmen auf eine nachhaltige Supply Chain umgestellt? Wie ist meine CO2-Bilanz? Deswegen wird die Nachfrage nach IT-Lösungen, die diese Fragen beantworten und lösen, weiter steigen.
com! professional: Sehen Sie auch Technologien, denen eine grosse Zukunft vorausgesagt wurde, die sich aber als Flop erwiesen haben?
Riedel: Blockchain und Kryptowährungen sind zwar auf keinen Fall gefloppt, hatten bis jetzt aber auch noch nicht die Strahlkraft, die einige vielleicht erwartet hätten.




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