Nach Verkaufsstopp 08.11.2022, 10:45 Uhr

Deutsche Telekom richtet T-Systems neu aus

Der Verkauf der Telekom-Tochter T-Systems ist endgültig vom Tisch. Nun stellt der Mutterkonzern den IT-Dienstleister neu auf.
Adel Al-Saleh, Vorstandsmitglied Deutsche Telekom AG und CEO T-Systems
(Quelle: Deutsche Telekom)
Die Deutsche Telekom will ihrer Tochter T-Systems nach dem gestoppten Verkauf mehr Eigenständigkeit einräumen und sich strukturell neu aufstellen. Zum Jahreswechsel wird unter dem Dach von Telekom Deutschland eine neue Geschäftseinheit für digitale Plattformen gegründet, in die dann auch die bisherige T-Systems-Tochter Multimedia Solutions (MMS) übertragen wird. Das teilte der Dax-Konzern nun mit. Von einem Stellenabbau bei T-Systems war zunächst keine Rede. Zuletzt hatte T-Systems rund 28 000 Mitarbeiter.
Durch der Neuorganisation sollen die rund 1700 MMS-Mitarbeiter ihr Wissen sowohl bei den kleinen und mittelständischen Unternehmenskunden, die bei Telekom Deutschland gebündelt sind, als auch bei Fragen von Grosskonzernen, die von T-Systems betreut werden, einbringen. In letzterem Segment wird nun eine neue Geschäftseinheit für digitale Plattformen gegründet, die vom bisherigen T-Systems-Technikvorstand Maximilian Ahrens geleitet werden soll. Der Manager berichtet direkt an Deutschland-Chef Srini Gopalan.

Sorgenkind T-Systems

In den vergangenen Jahren war T-Systems allerdings nicht wirklich erfolgreich und schrieb zuverlässig immer wieder rote Zahlen. Zudem ging der Umsatz im vergangenen Jahr um 3,4 Prozent auf vier Milliarden Euro zurück. Das Marktumfeld sei "sehr dynamisch", hiess es von T-Systems Mitte September. Auch die letzte Neupositionierung von T-Systems als reiner IT- und Digitaldienstleister verhalf nicht zum erhofften Erfolg.
Medienwirksame Projekte waren zuletzt etwa die Corona-Warn-App in Zusammenarbeit mit Europas grösstem Softwareanbieter SAP sowie ein Auftrag der Weltgesundheitsorganisation (WHO): Dabei sollte das Unternehmen die technische Voraussetzung schaffen, damit digitale Impfzertifikate länderübergreifend überprüft werden können.

Verkauf von T-Systems gestoppt

Die Deutsche Telekom hatte aber schon vor rund einem Jahr angefangen, verschiedene Optionen wie den Verkauf der Grosskundentochter zu prüfen. Konzernchef Tim Höttges wollte eine Lösung für das Sorgenkind finden. Mitte September wurde dann bekannt, dass der Verkaufsprozess gestoppt worden sei - stattdessen sollte ein Plan für den Verbleib im Konzern ausgearbeitet werden.
Ein grundlegendes Problem ist, dass IT-Dienstleister aus Ländern mit hohem Lohnniveau wie Deutschland weniger interessant für Kunden sind. Diese können die Services auch aus Schwellenländern für deutlich weniger Geld erhalten können. Doch der Konzern scheint weiter an die Fähigkeiten von T-Systems-Chef Adel Al-Saleh zu glauben. Erst im April verlängerte der Aufsichtsrat dessen Vertrag für eine zweite Amtszeit bis Ende 2027. "Adel ist eine ausgewiesene Führungspersönlichkeit, die bei T-Systems den Grundstein für Wachstum und eine profitable Zukunft gelegt hat", schwärmte Konzernchef Höttges laut Mitteilung.
In der Vergangenheit soll es aber Meinungsverschiedenheiten zwischen den beiden Managern darüber gegeben haben, ob Mittel für Zukäufe zur Stärkung von T-Systems genutzt werden sollen. Höttges wolle lieber in das Zugpferd T-Mobile US investieren, hiess es. Künftig soll damit Schluss sein: Al-Saleh kann mit der neuen organisatorischen Strukturierung freier entscheiden, wie sein Unternehmen wachsen soll. Das liegt auch daran, dass der Konzern seine Tochter von historischen Verpflichtungen wie etwa Pensionszahlungen entlastet. "Damit verschafft die Telekom ihrer Grosskundensparte mehr Spielraum für Investitionen in das Geschäft", hiess es.
Übersetzt heisst das so viel wie, dass T-Systems nach potenziellen Übernahmen Ausschau hält. In der Branche ist es üblich, über Zukäufe zu wachsen, das Portfolio zu erweitern und so dem Kunden mehr Services anzubieten. Ferner will der IT-Dienstleister stärker auf Partnerschaften im nahen wie auch fernen Ausland bauen.



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