Deutsche Start-ups sammelten 2019 Rekordsummen

International tätige Investoren

"Finanzstarke und überwiegend international tätige Investoren aus den USA, Grossbritannien sowie Asien sind insbesondere an sehr grossen Transaktionen interessiert", erklärt EY-Partner Peter Lennartz. Das liege auch daran, dass Start-ups in Europa niedriger bewertet seien als im Silicon Valley und der Einstieg entsprechend günstiger.
Zwar seien auch deutsche Risikokapitalgeber aktiv: "Um die ersten, kleineren Runden von überwiegend deutschen Kapitalgebern finanziert zu bekommen, müssen junge Firmen von Anfang an ein Geschäftsmodell betreiben, das potenziell auch international erfolgreich sein kann. Dann gehe es mit grossen Runden bei ausländischen Investoren weiter.
Die Bundesregierung hat das Problem erkannt. Sie will die Gründerkultur mit staatlich unterstützten Wagniskapitalfonds vorantreiben. Eine neue Plattform für Gründer soll zudem Beratung und Vernetzung fördern. "Die Investorenszene für die Frühphase hat sich erfreulich gut entwickelt", meint Carsten Rudolph, Geschäftsführer der Förderagentur BayStartup in München. Die ersten ein, zwei Millionen seien kein Problem. "Schwierig wird es ab 10 Millionen Euro aufwärts, wenn es für ein Start-up darum geht, die Welt zu erobern."

Die grössten Deals 2019

Das zeigt sich auch bei den grössten Deals 2019: Bei der Finanzierungsrunde von Flixmobility über rund 500 Millionen Euro stiegen die angelsächsischen Investoren TCV und Permira neu ein. Die Reiseplattform GetyourGuide erhielt 428 Millionen Euro von einem Konsortium um den japanischen Medienkonzern Softbank, Singapurs Staatsfonds Temasek und ausländischen Beteiligungsfonds. Und die Smartphone-Bank N26, in die auch die Allianz investiert hat, bekam 261 Millionen von dem Investmentfonds GIC aus Singapur und dem US-Wagniskapitalfonds Insight Venture Partners.
Die weitgehende Abwesenheit heimischer Namen liegt auch daran, dass es hierzulande an Erfolgsgeschichten mangelt, meint Barkow. Etwa Tech-Milliardäre wie PayPal-Gründer Peter Thiel, die ihren Reichtum in Start-ups investieren. "In Deutschland fehlen die Jungs mit den tiefen Taschen." So sind bei hiesigen Start-ups oft ausländische Investoren tonangebend - mit der Gefahr, dass Technologie abwandert.
Und auch wenn Start-ups später an die Börse streben, tun sie es selten in Deutschland. Aufstrebende Gründer zieht es oft nach New York, wie im Oktober das Mainzer Start-up Biontech an die Tech-Börse Nasdaq. "Deutschland hat bei Börsengängen von Start-ups einen schlechten Ruf", sagt Barkow. "Es bräuchte eins, das richtig fliegt."



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