Das grosse Bitcoin-Dilemma

Problematisch hohe Transaktionsgebühren

Anfang Dezember sah sich sogar der Online-Computerspielehändler Steam trotz seiner cyber-begeisterten Kundschaft gezwungen, die Bitcoin-Annahme einzustellen. Die Gebühren seien rasant gestiegen - von anfangs 20 Cent pro Transaktion auf zuletzt fast 20 Dollar. Hinzu kommen die enormen Wertschwankungen. "Falls die Transaktion nicht zeitgerecht abgeschlossen wurde, kann sich der benötigte Betrag für die Bezahlung ändern", heisst es bei dem Online-Händler. Dann werden Nachzahlungen nötig; und erneut wird eine Transaktionsgebühr fällig.

Der führende Bitcoin-Zahlungsabwickler Bitpay zieht dennoch ein positives Fazit für 2017. "Wer nicht unter einem Stein lebt, wird gesehen haben, dass das tägliche Transaktionsniveau in diesem Jahr neue Höchststände erreicht hat", heisst es von dem Unternehmen aus Atlanta. Man habe erstmals Zahlungen von mehr als einer Milliarde Dollar ausgeführt, das Wachstum betrage 330 Prozent auf Jahressicht.

Das klingt stark, verblasst aber in Relation zum Bitcoin-Kursanstieg, der im gleichen Zeitraum in der Spitze bei über 2.000 Prozent lag. Auch gemessen am gesamten E-Commerce-Markt ist das Zahlungsvolumen eher bescheiden. Zum Vergleich: Alleine bei der Rabattschlacht "Cyber Monday" wurden mehr als sechs Milliarden Dollar im Internet ausgegeben - an einem einzigen Tag und nur in den USA.

Spekulationen gefährden die freie Währung

Der Bitcoin-Gemeinde ist durchaus bewusst, dass die Vereinnahmung durch Spekulanten ihrem Ziel einer freien Währung schaden kann, die Dollar oder Euro einmal Konkurrenz machen könnte. Nicht zuletzt, um Transaktionen zu erleichtern und der Zockerei etwas entgegenzusetzen, wurde im August nach langen Querelen in der Community der Bitcoin Cash vom Bitcoin abgespalten. Seitdem ist der Kurs aber auch hier explodiert. Und der Versuch der Handelsplattform Coinbase, Bitcoin Cash aufzunehmen, hat nur zu weiteren Turbulenzen geführt - der Hype um Kryptogeld scheint einfach zu gross, um Spekulanten fernzuhalten.

So bleibt den Bitcoin-freundlichen Händlern nichts als Zweckoptimismus. Zwar werde die angebotene Bitcoin-Zahlung bislang kaum genutzt, sagt Björn Krämer vom Berliner Bestattungsinstitut Mymoria. Man gehe aber von steigendem Interesse aus. Zumindest aus Marketing-Sicht hat sich der Aufwand ohnehin schon gelohnt: Er hat Mymoria als erstes "digitales Bestattungshaus" landesweit in die Schlagzeilen gebracht - mit dem Traum der Bitcoin-Freunde vom unabhängigen Cyber-Geld hat das jedoch genauso wenig zu tun wie die schwindelerregenden Bitcoin-Spekulationen an den Finanzmärkten.




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